Editorial: Der Wegweisung folgen

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Editorial von Susanne Borée, Redakteurin und Chefin vom Dienst beim Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Den Pfeilen folgen – auf einer größeren Radtour in fremden Regionen sind wir fast darauf angewiesen, um uns orientieren zu können. In den vergangenen Wochen war ich mit meinem Fahrrad an der Elbe von Magdeburg bis Pirna unterwegs. Danach bin ich von dem Strom abgeschwenkt, und habe die Tour entlang kleinerer Flüsschen wie der Mulde und Pleiße Richtung Leipzig beendet.

Welch ein Unterschied zwischen diesen Regionen! Nicht nur, dass dann ein Hügelland zwischen Elbe und Mulde zu überqueren ist! Nein, auch die Wegweisung unterscheidet sich fundamental. Die Radwege entlang der Elbe sind fast schon eine Autobahn für den Zweiradbetrieb. Die Orientierung ist dort sicher kein Problem. Nicht nur der Fluss weist den Weg, sondern die Fahrradpfeile weisen an jeder Wegbiegung den Weg. Nah- und Fernziele sind mit genauen Kilometerangaben in geringen Abständen exakt angegeben. Wer kann da in die Irre fahren?

Ganz anders wird es, sobald der Elberadweg verlassen ist. Hier finden sich die Wegweiser deutlich vereinzelter: Karten und GPS-Orientierung kommen nun zum Zuge. Es geht praktisch nur von Dorf zu Dorf vorwärts. Schließlich soll das Fahrrad sich ja nicht im brausenden Autoverkehr auf großen Autostraßen verlieren.

Da kostet die Orientierung natürlich Zeit und auch ein wenig Mühe. Umwege sind einzukalkulieren. Doch hat diese Herausforderung durchaus ihren Reiz! Wir achten dabei viel intensiver auf die Umgebung, auf die kleinen Hinweise entlang der Strecke.

Bei unserer Tour haben sich die beiden Streckenabschnitte fast ideal ergänzt. Deswegen berichte ich jetzt auch davon so genau. Und schließlich gehört zu einem Leben beides: Phasen leichter Orientierung und Zeiten voller Herausforderung, in denen wir erst mühsam den besten Weg finden müssen. In denen Hügel und Berge zu erklimmen sind. Doch keine Steigung geht endlos. Und meist flacht sie bereits ab, bevor der Zenit überschritten wird. Und dann geht es wieder bergab. Auch diese Erkenntnisse bieten Touren zuhauf.

Wir haben sie nun rechtzeitig beendet, bevor das Wetter deutlich herbstlicher geworden ist. Doch begleitet uns die Suche nach Orientierung durch alle Jahreszeiten. Sie hat auch unser Vertrauen gestärkt, dass wir auch bei manchen Umwegen nicht restlos in die Irre gehen können.