Klimafasten trotz Krise

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Leider noch nicht ganz plastikfrei: Materialien, um Duschgel und Co. selbst herzustellen. Foto: Borée
Leider noch nicht ganz plastikfrei: Materialien, um Duschgel und Co. selbst herzustellen. Foto: Borée

Verzicht auf Gewohntes als persönliche Herausforderung daheim – aktiv in Corona-Zeiten

Am schwersten fiel mir bisher der Verzicht auf Internet und Smartphone. Als zwei der 40 Herausforderungen zur Klimafasten-Aktion der Metropolregion Nürnberg sollten auch diese Ziele angegangen sein.

Ein Glück: Das ließ sich schaffen, bevor Corona das Leben bestimmte. Denn nun ist der Kontakt über E-Mail, Internet und Anrufe wichtiger denn je geworden. Da werden wohl nicht nur bei uns die Server heißer laufen denn je.

In vielen anderen Bereichen bietet sich gerade in den aktuellen Zeiten des Verzichts die Gelegenheit, noch einmal ganz neu da­rüber nachzudenken, was wirklich notwendig und gut für unser Leben ist. Globalisierte Verflechtungen kommen wohl immer mehr an ihre Grenzen.

Doch das Klimafasten soll ja Impulse gerade im privaten Bereich setzen. Nach Aschermittwoch hatte sich auch in Rothenburg ob der Tauber eine Gruppe gebildet, um kontinuierlich dran an der Sache zu bleiben. Aber der persönliche Austausch ist jetzt zum Erliegen gekommen. Andererseits: Viele Anregungen lassen sich gerade dann verwirklichen, wenn wir mehr als gewohnt zu Hause sind.

Jetzt habe ich doch schon tatsächlich die Gefrierfächer meines Kühlschrank enteist (hasse ich) und meine Heizungskörper entlüftet (das hielt sich dann doch besser im Rahmen als gedacht).

Schon vor der Corona-Krise merkte ich beim 24-stündigen Smartphone-Fasten: In dem hand­lichen Kästchen befindet sich in­zwischen auch mein Kalender und der Wecker sowie meine Lieblingsmusik. Natürlich ging da so ein Verzicht nur am Wochenende. Und
die letzte Viertelstunde fiel mir besonders schwer: Am Sonntagmorgen wollte ich endlich mal wieder ein wenig Musik hören – hatte ich doch schon so lange darauf verzichtet! Da zählte ich schon fast die Minuten.

Zum Glück hatte ich noch wenige Tage vor der Zuspitzung der Corona-Krise mein Fahrrad für das Frühjahr durchchecken lassen. Die ersten sonnigen Frühlingstage, nachdem die Schule schon geschlossen hatte, konnte ich da zusammen mit meinem Sohn noch für Radfahrten nutzen. So war noch Bewegung möglich, ohne anderen Leuten zu nahe zu kommen. Wer technisch geschickter ist, kann natürlich auch jetzt die Zeit zu Hause für den Frühlings-Fitness-Test des Fahrrades nutzen.

Denkanstöße für daheim

Jetzt sind natürlich Ausflüge mit dem öffentlichen Nahverkehr nicht mehr möglich – ebenso wie ge­genseitige Einladungen zum Essen. Aber der Vorschlag „Shoppen stoppen“ bietet gerade in Corona-Zeiten neue Denkanstöße: Was brauche ich aus dem Supermarkt wirklich? Wie kann ich vorsorgen, ohne in Hamsterkäufe zu verfallen? Auch die häusliche Zeit lässt sich sinnvoller verwenden als online Bestellungen zu tätigen, so lange geliefert wird – nur um vermeintliche Leere zu betäuben.

Natürlich macht es Sinn, wenn jede und jeder, die beim Fasten teilnimmt, sich erst einmal persönlich den Herausforderungen stellt. Aber wir wollten dies in einer Gruppe angehen. Auch der Austausch ist uns wichtig – selbst in Corona-Zeiten. Da zeigte sich schnell, dass die Herausforderungen bei jedem woanders liegen. Und Corona bietet da neue Herausforderungen – oder auch Chancen?
Ursprünglich wollten wir gemeinsam Cremes, Shampoo oder Putzmittel herstellen. Dies fiel leider auch Corona zum Opfer. Doch gibt es nun Raum, dies direkt auszuprobieren. Dazu braucht es nicht allzu viel an Zutaten.

Und es gab Zeit, persönlich auszuprobieren, Zahnpasta und Putzmittel selbst herzustellen. Da konnte ich mein altes Natron (Natriumhydrogencarbonat) prima verwerten. Ich weiß gar nicht mehr, wofür ich die Packung dereinst gekauft hatte! Dann habe ich aber nur ein Beutelchen benutzt.

Den Rest wollte ich schon entsorgen – aber das Pulver hält ewig, und so ließ sich auf diese Weise Scheuermittel wirklich günstig herstellen. Als Backofenreiniger ist es effektiv, Natronpulver mit einer gleichen Menge Wasser zu mischen, mehrere Stunden einwirken zu lassen und kräftig abzureiben. Als Abflussreiniger bietet es sich an, zwei Esslöffel Natron in den Abfluss zu geben, eine halbe Tasse Essig hinterher – und mit Wasser nachzuspülen.

Ein Rezept für ein Zahnpulver mit Natron, Salz, Ingwer und ätherischem Öl, das sich in Naturkosmetiktipps fand, scheint mir allerdings wenig praktikabel. Es schmeckt mir scheußlich – welch Wunder: total versalzen! Die in der Natron-Packung nebst anderen Rezepten vorgeschlagene Mischung zum Gurgeln (einen halben Teelöffel Natron auf ein halbes Glas lauwarmes Wasser) fand ich eher akzeptabel.

Auch Essig ist wohl in vielen Haushalten vorrätig oder selbst aktuell einfach zu beschaffen. Zum Entkalken etwa von Wasserkocher oder Kaffeemaschine bietet es sich an, Essig mit einer gleichen Menge Wasser zu mischen (bei Essigessenz 1:10) und in dem Gerät aufkochen lassen. Anschließend natürlich gut mit Wasser ausspülen. Das funktionierte gut – ebenso wie bei der gleichen Mischung zum Glasreinigen und Fensterputzen in einer alten Sprühflasche.

Ich habe ein Rezept für ein Kräuter-Duschbad zum Selbermachen in angepasster Form reaktiviert.

– Ein Viertelliter kalter Kräutertee, gern Minze oder Ähnliches,

– mit 1/2 Teelöffel Xanthan eine halbe Stunde quellen lassen, dann abseihen.

– Ein Esslöffel Mandelöl,

– drei Esslöffel Betain,

– 10 Tropfen ätherisches Öl untermischen und einrühren. Fertig.

(Die Zutaten gab es noch problemlos in der Apotheke).

Oder statt Bodylotion Gänseblümchen-Blüten sammeln, die nun bald wieder blühen, trocknen und zwei Wochen in Öl, am besten Olivenöl, einlegen, abseihen, fertig. Die Blüten sind noch schmackhaft im Salat und halten sich nach der Ölkur mehrere Wochen.
Wer hat weitere Ideen, die vielleicht schon ausprobiert sind? Bitte mailen Sie es mir unter s.boree@rotabene.de oder rufen Sie mich unter 09861/400-351 an.

Die Vorschläge der Metropolregion Nürnberg finden sich online unter https://co2fasten.wordpress.com/. Mehr auch: https://www.klimafasten.de

Tipps zur Herstellung von Putzmitteln finden sich dort unter https://co2fasten.wordpress.com/2019/03/25/challenge-18-immer-schon-sauber-bleiben/#more-8950 oder bei Klick auf Punkt 18 der Checkliste.

Tipps für einen Check des persönlichen Energieverbrauchs auf der Webseite des Umweltbundesamtes unter https://uba.co2-rechner.de/de_DE/?bookmark=cjlN4LRq3IEVftWa.