Neue Wege trotz alter Schatten?

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Editorial zum Jahresbeginn von Susanne Borée im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Neue Zuversicht kann wachsen. Schließlich ist dieses Jahr noch jung wie ein Neugeborenes. Alle Möglichkeiten stehen ihm offen. Welche Wege wird es wählen? Mit welchen Talenten wuchern? Welche neuen Erfahrungen sammeln?

Nur Wahrsagerinnen trauen sich jetzt schon zu einer Vorhersage. Und sie werden damit genauso falsch liegen wie am Anfang des vergangenen Jahres. Wer hätte vor zwölf Monaten den 7. Oktober für möglich gehalten oder Anfang 2022, den Ukraine-Krieg?

Zum Jahreswechsel und darüber hinaus bestimmten die Überschwemmungen in gefühlt halb Deutschland die Großwetterlage unseres Erlebens. Starke und andauernde Regenfälle nach dem allzu warmen Sommer waren keine Überraschung, sondern lange vorhergesagt. Trotzdem blieben sie lange verdrängt. Schließlich war die Nässe zunächst hoch willkommen – allein schon, um die Grundwasserspeicher wieder aufzufüllen.

Wo genau es Zerstörung bringen sollte, war natürlich längerfristig nicht vorhersagbar. Trotzdem: Hätten wir nicht besser vorbereitet sein können? Die Regenzeit schafft bereits in der Ferne schon längst keinen Ausgleich mehr zu der Trockenheit. Viele Regionen in Afrika und auch anderswo können längst ein Lied davon singen (vgl. den Gastbeitrag der Diakonie Katastrophenhilfe in der Sonntagsblatt-Ausgabe Nr. 50 vom 17.12.2023).

Auch bei uns war die Nässe plötzlich zuviel des Guten, während alle Welt zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel eine kleine Pause vom Alltag machte. Ich auch. Schließlich tut es so gut, einmal Abstand zu gewinnen und das Leben auch mal in vollen Zügen zu genießen. Die Realität des Alltags hat uns dann früh genug wieder in ihrem harten Griff – so dachte ich. Doch sie war schneller, als ich wahrnehmen wollte.

Dieses Schwanken zwischen klimatischen Extremen liegt schon lange nicht mehr in Gottes Hand. Wir Menschen selbst scheinen uns da übernommen zu haben – offenbar sind wir zu unbeweglich für tiefgreifende Veränderungen.

Wird das neue Jahr tatsächlich tiefgreifende Veränderungen bringen? Gibt es noch gute Vorsätze, die den Alltag grundsätzlich verändern? Hoffentlich werden wir die richtigen Wege wählen, um neue Erfahrungen zu sammeln und zu vertiefen.