Kirche in Bewegung

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Abstimmung in der Synode, die in Amberg tagt. Foto: Bek-Baier
Abstimmung in der Synode, die in Amberg tagt. Foto: Bek-Baier

Herbstsynode in Amberg beschäftigt sich mit gravierenden Veränderungen in der Kirche

„Unsere Kirche ist in Bewegung, vieles bewegt sich und bewegt uns“, sagte Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel in ihrer Ansprache zu Beginn der Herbstsynode, die in Amberg tagt. „Und darum müssen und wollen wir – die vier kirchenleitenden Organe – beweglich bleiben“, fuhr sie fort. Die Leitungsorgane sind neben der Synode, der Landessynodalausschuss, der Landesbischof und der Landeskirchenrat. Von den letzteren drei gab es im Anschluss Berichte. Als besonders gravierend wurde die Entscheidung von den Synodalen des Landeskirchenrates aufgenommen, dass der Etat der Kirche für die 17 Tagungshäuser überprüft und künftig gekürzt werden muss – und Häuser auch geschlossen werden, wie das Wildbad Rothenburg (Seite 4). Darüber waren sie im Vorfeld unterrichtet worden.

Auch weil unter „Beweglichkeit“ vor allem auch die Bereitschaft zu Kürzungen und Schließungen verschiedener Einrichtungen verstanden werden muss, hat Preidel die Mitglieder des Kirchenparlaments zu mutigen Entscheidungen für die Zukunft der Landeskirche aufgerufen. „Wir müssen lernen, loszulassen und zu Dingen auch einmal Nein zu sagen“, sagte sie. „Denn eines darf nicht passieren, dass wir heute auf Kosten der kommenden Generationen wirtschaften.“ Die Präsidentin verwies in diesem Zusammenhang auf die sinkenden Einnahmen bei den Kirchensteuern. 

Doch Zahlen seien nicht alles, so Preidel. Sie verwies auf die Qualität. Die Aufgabe der Kirche sei für die Menschen da zu sein, ihnen eine Sprachfähigkeit für den Glauben zu geben. „Kirche ist ein zuverlässiger Kraftort mitten in der Gesellschaft.“ Als Ausdruck der Beweglichkeit beschwor sie den Prozess „Profil und Konzentration“ (PuK). „Kein anderes Projekt hat unser kirchenleitendes Handeln in den letzten sechs Jahren so intensiv geprägt.“ 

Die Chance von PuK sei ein breiter Beteiligungsprozess, der kreative Denkräume in den Dekanaten, Kirchengemeinden und Einrichtungen eröffnen und Diskussionen vor Ort anregen soll. Da es dort nun vermehrt zu Diskussionen kommt, lautet die Kritik einiger Synodalen, dass die Entscheidungen lediglich von der oberen in die mittleren und unteren Ebenen verlagert worden seien. Die Konzentration sei unübersehbar, aber das Profil sei noch unklar, so ein Synodaler in der Aussprache.

Bericht des Landesbischofs

„Der Wandel erfasst alle Menschen und alle Bereiche. Darum brauchen auch wir in unseren Planungen und Durchführungen Veränderungen“, sagte der neue Landesbischof Christian Kopp in seinem ersten Bericht vor der Synode. Auch er verwies auf die neuesten Erhebungen von Kirchenmitgliedszahlen. Der Landeskirchenrat habe Entscheidungen getroffen und treffen müssen. „Aber wir möchten möglichst viele unserer Mitarbeitenden beteiligen und mitnehmen.“

Kopp las eines seiner Lieblingszitate aus der Bibel: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Darum setze er sich dafür ein, dass die Kirche heute schon für die Menschen von morgen einsetzt. Tagungshäuser, Gemeindehäuser, Pfarrhäuser und Pfarrstellen und mehr stehen zur Disposition. „Manchmal frage ich mich, ob wir in der Kirche, in den Gemeinden und überall ausreichend realisieren, was die Zeichen der Zeit sind. Wir müssen jetzt handeln.“ 

Daher müsse jetzt so viel wie möglich gebündelt werden. Kopp tritt daher dafür ein, auch bewährte Institutionen innerhalb der Kirche auf den Prüfstand zu stellen. Sie seien zwar wichtig für das soziale Zusammenleben, doch: „Sie neigen eben auch zu Behäbigkeit, Unbeweglichkeit und Erstarrung. Darum brauchen wir neue Herangehensweisen.“ Ein Beispiel sei für ihn der „Campus Kommunikation“. Er trage der Tatsache Rechnung, dass sich die Kommunikation seit vielen Jahren extrem verändert hat. Daher würden verschiedene Institutionen, wie die Arbeit der landeskirchlichen Stabsstelle Presse-Öffentlichkeitsarbeit-Publizistik (P.Ö.P.), die Arbeit des Evangelischen Presseverbandes für Bayern (EPV), die Kirchenpresse und andere in Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tätigen in München an einem Ort zusammengezogen. „Wir brauchen Reformen. Wir brauchen Profil und wir brauchen Konzentration“, sagte Kopp. „Wir müssen unsere Arbeit an die Bedarfe der Menschen anpassen.“ 

Die soziale Reichweite der Kirche sei nach wie vor sehr hoch, so der Landesbischof. Die Menschen wollten nicht, dass sich Kirche nur auf die religiösen Themen zurückzieht. „Für die religiöse Bindung und Sozialisation sind die Konfirmandenarbeit und der Religionsunterricht zentral“, ist sich der Bischof sicher.

Ein Rezept, wie der Bischof Gemeindemitglieder erreichen will, erklärt er mit seinen Erzählungen über den Glauben. „Lasst uns Geschichten erzählen. Unsere eigenen Geschichten und die wertvollen aus unserer gemeinsamen Glaubensgeschichte.“

Der landeskirchliche Finanzchef Patrick de La Lanne hat die Synodalen dazu aufgerufen, die Kirchensteuer in gesellschaftlichen Debatten zu verteidigen. „Die Kirchensteuer macht ungefähr 80 Prozent unserer Einnahmen aus“, sagte er bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfs fürs nächste Jahr. „Werben Sie deshalb auch in Ihrem Freundeskreis dafür. Sagen Sie, dass wir damit viele gute Dinge tun!“

Finanzen als Schwerpunkt

De La Lanne wies darauf hin, dass die Kirchensteuereinnahmen schon in diesem Jahr deutlich unter den Planungen liegen. Der Haushalt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) für 2023 geht von gut 805 Millionen Euro an Kirchensteuern aus – tatsächlich könnten es aber nur um die 755 Millionen Euro werden. Dennoch gehe er von einem ausgeglichenen Jahresabschluss für das laufende Jahr aus. Auffangen könne man die erwarteten Mindereinnahmen von ungefähr 50 Millionen Euro größtenteils durch gute Erträge bei den Investitionen der Kirche in Fonds und Aktien sowie sparsames Haushalten.

Für 2024 geht de La Lanne von 953 Millionen Euro an Einnahmen und rund 952 Millionen Euro an Ausgaben aus. Die Kirchensteuereinnahmen machten mit rund 770 Millionen Euro den Löwenanteil bei den Erträgen aus. Sollte sich der Mitgliederschwund und damit auch der Einbruch bei der Kirchensteuer weiter beschleunigen, müsse in der mittelfristigen Finanzplanung nachjustiert werden, kündigte der Finanzchef an. 

Der landeskirchliche Finanzchef ordnete die aktuelle Entwicklung bei den Kirchensteuereinnahmen auch global ein: „Wir befinden uns in einer strukturellen Krise unserer Gesellschaft“, sagte er. Nicht nur den Kirchen, sondern auch den Parteien, Vereinen und Verbänden liefen die Mitglieder davon, die klassischen Medien erreichten immer weniger Nutzer.