Beim Namen gerufen

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zur Taufe

Kennen Sie Ihren Tauftag? Dieses Datum wird wohl nur wenigen sofort einfallen, obwohl es das Grunddatum unseres Christseins ist. Andere Daten sind uns meist geläufiger, weil wir uns selbst daran erinnern können. Von der eigenen Taufe wissen die meisten nur von Erzählungen bzw. von Bildern und den dazu gehörigen Berichten. – Die Taufe ist die sichtbare Liebeserklärung Gottes an jeden einzelnen Menschen, die ganz eng mit unserem Namen verbunden ist. „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen“, so spricht Gott, der der Schöpfer unseres Lebens ist. Es geht also um eine ganz persönliche Beziehung zwischen Gott und den einzelnen Menschen. 

Es ist für mich einer der unglaublichsten Sätze unseres Glaubens. Wir glauben an einen Gott, der Schöpfer der Welt und des Universums ist, der vor aller Zeit war und zu aller Zeit sein wird, von diesem Gott sagen wir: Er ist der große und erhabene Gott. Hoch und erhaben und damit kann ich ihn mir theoretisch auch ganz weit vom Hals halten, wie schon Helmut Thielicke feststellte. 

Aber in Jesaja 43, 1–4 heißt es: So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich gemacht hat, Israel: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen“ und mit dieser namentlichen Nennung rückt er mir nahe: denn da kann jeder und jede seinen bzw. ihren Namen eintragen. – „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen und ich habe dich erlöst, du bist mein.“ – Damit sagt Gott uns seine Liebe zu. „Ich liebe dich“ – diese Zusage braucht das Zeichen, den Kuss der Liebe: nämlich genau das, was in der Taufe passiert. Mit der Taufe werden wir untrennbar in diese Liebe hineingetaucht und in einen neuen Machtbereich gestellt. Damit sind wir mit Jesus verbunden – so schreibt es später der Apostel Paulus: Wer getauft ist, der gehört zu Christus, keine Macht und
Gewalt kann ihn von diesem Heiland trennen. 

Als Getaufte sind wir Gottes Eigentum und nichts und niemand auch keine Gewalten können uns trennen von dieser Liebe, die in Jesus Christus ist. Insofern ist getauft sein ein ständiges Neuanfangen, sich entscheiden – aber immer mit dem Wissen: ich bin in seiner Hand, er hält mich. 

Dies kommt für mich in der Kleinkindertaufe am deutlichsten zum Ausdruck. Nun kann man einwenden, dass doch der Glaube zur Taufe hinzukommen muss oder für manche vorauslaufen muss. 

Wenn ich nicht annehme, was mir in der Taufe geschenkt ist, dann ist es in der Tat nichts wert. Das ist dann wenn ein Verliebter seinen Liebesschwur los wird und die Angebetete ihm die kalte Schulter zeigt. Liebe wartet immer auf Reaktion – so auch im Christenleben. Taufe wirkt, wenn ich sie mir bewusst mache und daraus lebe. 

Mit der Taufe werden wir in die Gemeinschaft der Kirche Jesu Christi gestellt – das bedeutet dann: Was zwischen mir und Gott geschieht, das geschieht in der Gemeinschaft mit anderen Christen, alle sind auf gleicher Ebene und es gibt kein höher oder niedriger – als Schwestern und Brüder. Das gilt auch, wenn in der Gegenwart sich viele aus dieser Gemeinschaft heraushalten. Und doch gilt die ganz persönliche Zusage – beim eigenen Namen gerufen und das bleibt bestehen durch das ganze Leben.

Hermann Rummel, Dekan in Wassertrüdingen