Editorial von Chefredakteur Martin Bek-Baier im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zum Sonntag „Okuli“
„Augen auf!“, heißt es an diesem Sonntag. Der dritte Sonntag in der Passionszeit – Okuli (auf Deutsch: „Augen“) – hat seinen Namen von Psalm 25,15: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn.“ Und wer sich für den Herrn entschieden hat, der soll seinen Weg schnurstracks nach vorne gehen und sich nicht ablenken lassen, also auch nicht zurückblicken.
„Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“ (Lukas 9, 62). So lautet der Wochenspruch. Der Evangelist Lukas will damit sagen, die Entscheidung für Jesus Christus, hat unwiderrufbare Folgen, sie ist einmalig und endgültig.
Doch ich finde, manchmal ist es notwendig zurückzuschauen, um den Weg nach vorne gerade und auf richtigem Kurs gehen zu können.
Als ich als Wehrdienstleistender bei der Bundeswehr Kraftfahrer war, musste ich kerzengerade Bahnen auf einer Wiese fahren. Das war wichtig für die Kameraden, die hinten die Ladefläche entladen und es in einer Linie auslegen mussten. Ich dachte, ich fahre schnurgerade. Doch ein Blick nach hinten zeigte mir, dass ich mich irrte! Alarmiert korrigierte ich meinen Kurs.
Ich denke, im Leben muss man das eine oder andere Mal einfach zurückblicken, um seine Entscheidungen und ihre Folgen anzusehen. Manche Entscheidungen verlangen uns viel ab. Sie beeinflussen den weiteren Weg im Leben. Heiraten wir oder nicht? Trenne ich mich, oder nicht? Welchen Beruf ergreife ich? In der Landwirtschaft sind es Entscheidungen um teure Maschinen, Investitionen in den Betrieb, über Bewirtschaftungsformen oder Verträge.
Es zeigt sich nach einiger Zeit im Blick zurück, ob es die richtige Entscheidung war, oder ob man sich lieber anderes entscheiden hätte. Auch wenn manches nicht mehr rückgängig zu machen ist, man kann daraus Folgerungen für die Zukunft ziehen. Entweder man ändert etwas an der jetzigen Situation, oder man weiß, diesen Fehler mache ich nie wieder.
Und wie ist es im Blick auf den Glauben? Wie wäre es, wenn jemand, der den Weg mit Christus doch verlassen hat – warum auch immer – und blickt zurück. Nun sieht er darin eine falsche Entscheidung. Und er möchte seinen Kurs korrigieren. Dann wäre der Blick zurück ja gar nicht so falsch gewesen.