Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Raimund Kirch
Lange gehörten sie ganz selbstverständlich zum Immobilienschatz jeder Kirchengemeinde. Inzwischen hat sich jedoch einiges geändert und wird sich infolge des Sparzwanges in den evangelischen Landeskirchen noch ändern. Was also tun mit den vielen Gemeindehäusern? „Synergien“ fordert die Kirchenleitung, was zu deutsch Gemeindezusammenlegungen heißt. Da stehen zunächst Gemeindehäuser im Brennpunkt. In Gesprächen mit Kirchenvorständen oder Pfarrerinnen und Pfarrer ist das ein Dauerthema.
Was wohl den Berlin-Brandenburger Superintendenten Johannes Krug jüngst dazu brachte, die Umwandlung der Gemeindehäuser in Gasthäuser zu empfehlen. Sie zu veräußern rät er nicht. Im Gegenteil. Blieben sie doch auch für die kleiner werdenden Gemeinden wichtig und gesellschafts- sowie kulturdiakonisch bedeutsam. „Gemeindehäuser aus Kostengründen aufzugeben, würde bedeuteten, sich von der kirchlichen Verantwortung für den Sozialraum weiter zu verabschieden,“ meint Krug und verweist auf die Tugend der inneren und äußeren Gastfreundschaft.
Der barmherzige Samariter etwa brauchte eine Herberge für das unter die Räuber geratene Opfer. Tischgemeinschaften sind zentrales Wesensmerkmal des Christentums. Vielleicht, meint Krug, sei die Zeit der Gemeindehäuser zu Ende. Aber beileibe noch nicht die der Gastwirtschaften. Das bedeutet, ihre Nutzung über die kirchlichen Gruppen hinaus zu erweitern.
Selbsthilfegruppen, Orchester, Beratungsstellen wären dankbar für ein Raumangebot. Denn wirschaftlich müssen solche Gasthäuser auf jeden Fall geführt werden. Da sind dann plötzlich ganz neue Charismen unter den Ehrenamtlichen gefragt, die des Ökonomen, des Gastwirts, des Gebäudemanagers.
Immerhin lassen sich zarte Anfänge schon ausmachen. Beispiel Affalterthal, die kleine Kirchengemeinde in der Fränkischen Schweiz hat zusammen mit der Partnergemeinde Bieberbach zwei Gotteshäuser zu versorgen. In Affalterthal selbst hat seit einiger Zeit das letzte Wirtshaus die Pforten dicht gemacht. Inzwischen lädt dort Hans-Martin Gemächlich jeweils Freitagabend zum Dämmerschoppen in den Gemeindesaal ein. Ein Beispiel, das Schule machen sollte. Nächster Termin: 28. Juni, 18 Uhr. Ich werde da sein, versprochen!