Nahe bei Gott dem Versucher widerstehen

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zur Versuchungsgeschichte

Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat herzu und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“ … Wiederum zeigte ihm der Teufel alle Reiche der Welt … : Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! … „Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.“ Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel herzu und dienten ihm.

Aus Matthäus 4, 1–11

„Ach bleib mit deiner Gnade bei uns Herr Jesus Christ.“ – Am Anfang der Passionszeit erklingt diese Bitte im Wochenlied (EG 347). Die Passionszeit mutet uns die Beschäftigung mit Leid, Schuld und Tod und weiteren schweren Inhalten zu. Diese Themen begegnen uns auf dem Leidensweg Jesu und sie begegnen uns auch in dieser Welt. Zu Jesu Lebensweg gehört der Weg in die Wüste. Bald nach seiner Taufe macht er diese eindrückliche Erfahrung. 

Karg und entbehrungsreich ist das Leben in der Wüste. Es mangelt an Leben, Wasser und Farben. Genau dieses Gefühl des Mangels ist die Umgebung, in der der Versucher seinen großen Auftritt hat. Drei Versuche unternimmt er bei Jesus: Mach dir Brot, um deinen Hunger zu stillen. Stürze dich vom Tempel. Herrsche über die ganze Welt. Jesus soll seine Macht als Gottessohn zu seinen eigenen Gunsten nutzen. Gott spielt dann keine Rolle mehr. 

Es ist ein teuflischer Plan und immer wieder geht er auf. So viel Leid und Dunkelheit gibt es in dieser Welt, weil es die Versuchung gibt. Sie hat meist mit Macht zu tun. Menschen leben die Erfüllung ihrer Bedürfnisse auf Kosten anderer aus. Andere gehen für Macht oder Geld über Leichen und das nicht nur sprichwörtlich. Aber auch im Kleinen und Alltäglichen ist die Versuchung präsent. Kann ich ehrlich sein, auch wenn ich dadurch Nachteile habe? Kann ich mir selbst treu bleiben? Die Versuchung stellt die Integrität von uns Menschen auf den Prüfstand. Ganz schwierig wird es, wenn sie so daherkommt, wie es uns im biblischen Wort berichtet wird: Der Teufel selbst lockt mit Worten aus der Heiligen Schrift. Er verwendet und verdreht Gottes Wort. Es klingt fromm, aber Gott ist dabei nur noch Mittel zum Zweck. 

Dieser Versuchung begegnet Jesus in der Wüste. Er kann ihr nicht entgehen. Jesus setzt sich ihr aus. Die Wüste ist der Ort der Versuchung, aber auch der Ort der Besinnung. Jesus bleibt sich treu und bleibt so Gott treu. Dreimal entgegnet er dem Teufel: „Es steht geschrieben …“. Jesus bleibt am Kern seines Glaubens und nahe bei Gott. Das hilft ihm zu widerstehen. Und Satan gehen die Argumente aus. 

Für Jesus verwandelt sich die Wüste in den Ort, wo er Hilfe und Stärkung erfährt. So wird die Rettung erlebbar. Uns Menschen gelingt es nicht immer, so standhaft zu bleiben wie Jesus. Aber auch wir erfahren Rettung. Jesus ist uns nahe. Daran erinnert der Liedvers: „Ach bleib mit deiner Gnade bei uns … “. 

Daniela Schmid, Pfarrerin in Selb und Mitglied der Landessynodale