Abschied nach Jahrzehnten

321
Martin Bek-Baier
Chefredakteur Martin Bek-Baier, Hintergrundbild von Pixabay

Editorial von Chefredakteur Martin Bek-Baier im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Stolze 140 Jahre wird das Sonntagsblatt in diesem Jahr alt. Damit ist es eine der ältesten Kirchenzeitungen Deutschlands. Das Sonntagsblatt hat eine bewegte Geschichte auf dem Buckel. Es begleitete Menschen durch gute und schwere Zeiten. Ich denke an eine Serie, die wir 2014 hatten, die von Soldaten im Ersten Weltkrieg berichtete, die mit Dankbarkeit das Sonntagsblatt als Brücke zur Heimat in den Schützengräben lasen. 

In der Zeit der Nazi-Diktatur mussten die Redakteure gewitzt sein, um die Balance zwischen Bekenntnis zu Jesus Christus und der Zensur Hitlers Schergen zu wahren. Schließlich wurde das Sonntagsblatt eingestellt – offizieller Grund: Papiermangel – und erst wieder in der Nachkriegszeit zugelassen.

Die vergangenen achtzehn Jahre waren von verschiedenen Krisen geprägt. Die Finanzkrise, die Flüchtlingskrise, die Pandemie und nun Krieg in der Ukraine und Israel. Das Sonntagsblatt hat Sie, liebe Leserinnen und Leser, durch diese Jahre begleitet und Ihre Fragen und Sorgen aufgenommen.

18 Jahre hatte ich Anteil an dieser langen Geschichte des Sonntagsblatts. Zwölf Jahre davon war ich Chefredakteur. 

  Es war eine interessante Zeit. Ich durfte viele Menschen kennenlernen. Ich saß mit indigenen Frauen im Gras vor ihrer Kirche am Titicacasee und aß heiße Kartoffeln. Ich sang mit Kindern in Nicaragua und Honduras Jungscharlieder. Ich interviewte den damaligen Ratspräsidenten der EKD Wolfgang Huber, der einst mein Theologieprofessor war und die damalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast auf dem Kirchentag. Mit Erlanger Schülerinnen und Schülern sprach ich über ihren Glauben auf einer Kunstausstellung. Ich durfte in Halle die Himmelsscheibe von Nebra aus nächster Nähe betrachten und etwas über die Glaubenswelt unserer Vorfahren lernen. Ich begleitete die Landessynode 35 Mal journalistisch fürs Sonntagsblatt. Und schließlich war ich in ungezählten Wohnzimmern zu Gast, um Sonntagsblattleserinnen und -leser zu ihrem Glauben zu befragen und mir ihre Lebensgeschichte erzählen zu lassen.

Ich werde 2024 in der Pfarrei Tauber-Wörnitz und ab März im Gottesdienstinstitut der Landeskirche neue Aufgaben übernehmen. Ich wünsche Ihnen, den Leserinnen und Lesern alles Gute. Bleiben Sie dem Sonntagsblatt treu!