Wie sich ein Entwurmungsmittel findet

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Martin Bei-Baier Editorial Hintergrundbild Kraus

Editorial von Chefredakteur Martin Bek-Baier für das Evangelische Sonntagsblatt aus Bayern

Da ist der Wurm drin. Ein alter Ausspruch. Ich kenne es als bayerisches Volkslied seit Kindheitstagen.  Wenn es im Radio kam, haben meine Mutter und ich es mitgesungen. Ich habe an einen Wurm in einer unserer Zwetschgen aus dem Garten gedacht. Dass dieser Satz auch eine Bezeichnung für einen sachlichen oder gesellschaftlichen Missstand sein kann, habe ich erste später verstanden.

Da ist der Wurm drin mag so mancher in diesen Tagen, in diesem ganzen Jahr denken. Corona, Krieg in der Ukraine, Atomkriegsgefahr, Flüchtlinge, Energieverknappung, Teuerung bei so fast allem. Auch bei Lebensmitteln. Da ist tatsächlich der Wurm drin.

„Da ist der Wurm drin“ ist auch die Kolumne (Das Kirch(eneck)“ von unserem Autor Raimund Kirch dieses Mal überschrieben. Da macht er sich Gedanken zu Erntedank und dem Eingreifen des Menschen in die Schöpfung Gottes. In unserer Gier nach immer Mehr und immer besser machen wir es immer schlimmer, was Gott einst gut geschaffen hatte, so seine Schlussfolgerung. Die Klimaveränderungen sind die Folge und schaden letztlich auch dem Menschen. Da ist tatsächlch der Wurm drin, wie kann man da danken an Erntedank? 

Kirch weiß aber auch, dass es vielerorts gute Ernten gegeben hat.  Nicht überall hat die Dürre in diesem Jahr zu schlechteren Ernten geführt. Es gibt immer noch genügend Reichtümer aus Gärten und von Äckern gibt er zu bedenken. Nur dass sie gerecht verteilt werden, ist nicht gewährleistet. In vielen Teilen der Erde, besonders in Afrika, droht Hunger, wegen der zögerlichen Verteilung des Getreides, das in der Ukraine auf seine Verschiffung wartet. Auch da ist der Wurm drin.

Es gibt viele Gründe zu danken, mahnt Pfarrer Bogner in seinen Gedanken zu Erntedank. Wir dürfen nicht in Undankbarkeit verfallen, indem wir übersehen, was wir haben. Auch wenn wir dieses Jahr weniger zurückhalten können als sonst, haben die meisten von uns noch genug zu einem Leben in Zufriedenheit. Daran sollen wir uns in Gottesdiensten an Erntedank erinnern, so Bogner.

Und diejenigen von uns, die genügend haben, hat Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zur Hilfe am Nächsten aufgerufen: „Lasst uns alle miteinander dazu beitragen, dass der kommende Winter als Winter der Mitmenschlichkeit in die Geschichte eingeht!“ Ein gutes Entwurmungsmittel!