Weltladen Rothenburg seit 30 Jahren aktiv für den globalen fairen Handel
Die Welt kommt nach Rothenburg. Nicht nur als Touristen in die Tauberstadt, sondern der Weltladen schräg gegenüber der St. Jakobskirche versammelt faire Waren von Südamerika bis nach Südostasien. Neben fair produziertem Kaffee, Kunsthandwerk oder Kinderspielwaren finden sich dort auch Süßwaren, Seidentücher oder Stofftaschen. Gerade Touristen, die die St. Jakobskirche besucht haben, greifen gern zu dem Rothenburg Kaffee oder verschiedenen Sorten der Rothenburg Schokolade, die auch vegan erhältlich ist. Natürlich sind die Rohstoffe nicht an der Tauber angebaut, doch ein Bild des Plönlein macht die Sorten unverwechselbar.
Friedlich nebeneinander liegen Stofftiere einer Witweninitiative aus Indien und fair produzierte Fußbälle aus Pakistan ohne die sonst gängige Kinderarbeit auf diesem Gebiet. Die Bälle laufen rund, leider gibt es nur noch zwei davon im Laden – neue sind erst einmal nicht zu erwarten. „Lieferschwierigkeiten“ bedauert Hedwig Plodeck, die zweite Vorsitzende des Trägervereins „Dritte-Welt-Partner Rothenburg e.V.“, der den Laden in den Räumen der St. Jakobsgemeinde betreibt.
Sie führt durch den Laden, denn heute ist sie dort als Verkäuferin tätig. Die ehrenamtlichen Verkäuferinnen wechseln sich dort ab. Auch beim Weltladen sind solche globalen Problemlagen längst nicht mehr unbekannt. Zum Glück habe die Inflation dort noch nicht dazu geführt, dass Interessenten ihr Geld zusammenhalten. Denn viele Touristen besorgen sich dort Mitbringsel und Erinnerungen, so Hedwig Plodeck. Auch Geschenkkörbe und Gutscheine lassen sich dort erwerben. Doch mit den Supermarktpreisen waren die Artikel des Weltladens natürlich noch nie vergleichbar, obwohl der Verkauf ehrenamtlich geschieht und als gemeinnützig anerkannt ist. Die „erwirtschafteten Gewinne kommen den Produzenten und unserer entwicklungspolitischen Arbeit zugute“, so der Verein.
Vor 30 Jahren, im Herbst 1992, entstand er ursprünglich als Projekt für Jugendliche schon damals in der Klostergasse 20. Ihnen sollte der Blick für die Probleme des ungerechten Handels eröffnet werden. Der bildungspolitische Aspekt liegt dem Verein noch immer am Herzen, auch wenn inzwischen längst die Mitglieder deutlich älter geworden sind. Ihnen geht es nach wie vor darum, auch über „ungerechte Arbeitsbedingungen und Handelsstrukturen im Globalen Süden“ zum informieren.
Der Weltladen hat es sich in den vergangenen drei Jahrzehnten immer wieder zur Aufgabe gemacht, mit Zeitungsartikeln, Vorträgen, Verkaufsständen bei Festen, nach Gottesdiensten und in Schulen für den fairen Handel zu werben. Auch im Rothenburger Wildbad ist gerade bei größeren Veranstaltungen und Tagungen eine Außenstelle des Weltladens geöffnet, die ein Vereinsmitglied betreut. Auch zum Jubiläum sind zwei Vorträge geplant (unten). Nicht jede Kraft, die verkauft, muss auch in den Verein eintreten. Verkäuferinnen und Vereinsmitglieder bringen immer wieder Ideen zu neuen Projekten ein, die unterstützenswert sind. Zusätzliche Kräfte sind gerne willkommen.
Nie waren die Folgen des unfairen Handels, der ausbeuterischen Globalisierung und unserer unverantwortlichen Wegwerfmentalität so mit Händen zu greifen, wie jetzt – das bedauert der Verein. Dabei bleibt er nicht stehen, sondern will immer mehr dagegen steuern.
Ein weiteres Standbein ist da die Sammelbox für gebrauchte Handys. Aus mehr als 1.100 abgegebenen Handys, die allein durch den Weltladen Rothenburg recycelt werden konnten, ließen sich gut 27 Gramm Gold, 165 Gramm Silber und 9.900 Gramm Kupfer zurückgewinnen – so ein offizielles Zertifikat. So gibt der Laden der Welt auch viel zurück.
Der Weltladen ist werktags außer mittwochs von 14 bis 18 Uhr geöffnet, am Mittwoch von 10 bis 12 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr.