Der Wind trägt tatsächlich!

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Editorial von Susanne Borée, Redakteurin und Chefin vom Dienst beim Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Susanne Borée

„Es gleitet voran!“ Welch ein Glücksgefühl jedes Mal neu! Wieder einmal trägt mich der See, spüre ich den Luftzug in den Haaren! Das Segel ziehe ich nach hinten – der Wind greift tatsächlich danach! Wunderbar, er tut, was er soll!

Der Brombachsee ist mein Sommerrevier. Gut erreichbar, beschattet vom Wald, Campingplatz und Pizzeria gut erreichbar – und natürlich mit dem Surfverleih in einer malerischen Bucht. 

Gut, diese ist so beschaulich, dass sie selbst der Wind nicht immer findet. Dann heißt es, Brett und Segel ins offene Gewässer zu ziehen. Hinauf, den Stand ausrichten und das Segel … – nein, erst den Wind suchen: Das Segel senkrecht zum Brett nach  unten senken. Wohin dreht es sich? Dann führe ich das Segel nach hinten, bis der Wind nach ihm greift.

Und es gleitet tatsächlich voran! Jedes Mal ein neues Glücksgefühl, eine leichte Verwunderung, dass es tatsächlich geschieht, wie es soll.

Beim aufmerksamen Lesen wird es wohl niemanden entgangen sein: Ich bin längst noch kein Surfprofi. Nur wenige Wochenenden im Jahr ist Zeit und Gelegenheit zum Surfen auf dem Brombachsee. Dann ist es nicht nur heiß genug, sondern auch der Auftritt des Windes angekündigt.

Denn die Flaute ist genauso mühsam wie ein Sturm. Wind direkt von vorne genauso schwierig wie von hinten. Schließlich will ich wieder zurück! 

Also mitten im See die Umkehr – ist der Rückweg mühsamer? Wohin treibt es mich ab? Nun gut, der Brombachsee ist ja nun so überschaubar, dass niemals wirklich Seenot angesagt ist.  Zur Not muss ich mit den Händen paddelnd zurück.

Da wird selbst die beschauliche Ostsee dann schon ein Abenteuer. Denn dorthin zieht es mich nun, um weiter zu surfen. Ein ganz anderer Wind – obwohl immer noch nicht allzu wild. Aber da heißt es einmal richtig kreuzen zu lernen. Schon im vergangenen Jahr konnte ich da ein wenig mehr Erfahrungen sammeln – und will sie nun wiederholen und vertiefen. Nein, nicht im Immergleichen dümpeln, sondern in einem neuen Wind vorangleiten.

Ist das Windsurfen nicht ein herrliches Gleichnis auf das Leben? Nach dem Urlaub kann ich windzerzaust und sonnentrunken in den Schatten der Wälder am Brombachsee zurückkehren.

Ihnen bis dahin eine gute Zeit – zu der nun auch so nötig wie nie ein wenig Regen gehören möge!