Minibibel, viele Medien und ein Münzschatz

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Astrid Seichter (links) bekam bei der Eröffnung des „Bibel Museums Bayerns“ symbolisch den Schlüssel von Claudia Harders (rechts) überreicht, die das Museum bis zur Fertigstellung leitete. In der Mitte Stefan Ark Nitsche als Verwaltungsratsvorsitzender des Bibelzentrums. Foto: Borée
Astrid Seichter (links) bekam bei der Eröffnung des „Bibel Museums Bayerns“ symbolisch den Schlüssel von Claudia Harders (rechts) überreicht, die das Museum bis zur Fertigstellung leitete. In der Mitte Stefan Ark Nitsche als Verwaltungsratsvorsitzender des Bibelzentrums. Foto: Borée

Das erste „Bibel Museum Bayern“ öffnete in Nürnberg seine Türen

Was lange währt, wird endlich schön: Sieben Jahre lang dauerte der Neubau des „Bibel Museums Bayern“. Beim Neubau kamen überraschende Funde vom historischen Lorenzer Pfarrhofes zutage. Nun ist es eröffnet.

Ein Museum ohne Originale? Vor dieser Herausforderung stand das „Bibel Museum Bayern“ am Beginn seines Weges. Es will die „Bibel entstauben“ so der Verwaltungsratsvorsitzende des Bibelzentrums Bayern und pensionierte Nürnberger Regionalbischof Stefan Ark Nitsche zur Eröffnung. Er verwies bei der Vorstellung des Museums darauf, dass dies in Zeiten wissenschaftlichen, gesellschaftlichen oder philosophischen Umbruchs besonders nötig sei. Aber was kann es nun mitten in Nürnberg zeigen?

Längst schon ist das neue Museum mit genug Originalen gesegnet: Sie fanden sich direkt zu seinen Füßen: bei Erdarbeiten zum Neubau des Gebäudekomplexes. Denn das erste bayerische Bibelmuseum ist in Nürnberg in den Lorenzer Hof gegenüber der großen St. Lorenzkirche eingezogen. Bei Erdarbeiten fanden sich im ehemaligen Pfarrhof archäologische Kostbarkeiten wie ein Stein mit einer mittelalterlichen Löwendarstellung.

Aber auch, wie bereits berichtet, ein Münzfund in der ehemaligen Latrine des Pfarrers: Die mittelalterlichen Münzen dort erwiesen sich bei näherer Betrachtung als alte Fälschung. Wie es dazu kommen konnte, ist im Verlauf der Zeiten nicht überliefert. Hatte ein längst verblichener Seelenhirte sie selbst gefälscht – etwa um einem seiner Schäfchen zu helfen? Oder entsorgte ein fremder Übeltäter sie an diesem vermeintlich sicheren Ort? Das wird wohl nicht mehr zu lösen sein, da wahrscheinlich niemand diese Tat schriftlich niederlegte.

Daneben gibt es Rollsiegel aus dem Orient, die vor gut 3.000 Jahren quasi als alte Formen von „Besitz­urkunden“ und Siegel dienten, hat das Museum erworben. Und natürlich jede Menge alter und neuer, kleiner und großer Bibeln. Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung ist die digitale Gumbertusbibel. Mit Maßen von 67 mal 45 Zentimetern und dem Gewicht von 40 Kilogramm gehört sie zur Gattung der „Riesenbibeln“.

Originale und Interaktives

Daneben wird filmisch dargestellt, wie ehrerbietig Juden und Moslems mit ihren Heiligen Schriften umgehen. Auch eine Thora-Rolle, gestiftet von Josef Schuster, findet sich dort.

Weitere Elemente regen zur interaktiven Auseinandersetzung mit der biblischen Botschaft an. Die Hörstation „Die Bibel im Dialekt“ wartet auf Besucher. Vor dem Eingang wachsen in Beeten die Pflanzen der Bibel. Und am Ende der Ausstellung geht es in einem ganz in weiß gehaltenen ovalen Raum, in dem von unten helles Licht leuchtet, um große Glaubensfragen: „Warum lässt Gott das Leid zu?“ oder „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“ Ziel des Konzepts: „Offenheit für die Bedeutung der Bibel zu schaffen“, so Harders.

Anspruchsvoll ist der Media-Guide des Museums, mit dem man sich in 30 Minuten durch die Räume führen lassen, aber auch über 50 vertiefende Stationen in Deutsch, Englisch und Italienisch hören kann. Eine Kinderspur und eine Spur in Gebärdensprache sind integriert. Eine erste Sonderausstellung ist dem Nürnberger Stadtschreiber Lazarus Spengler (1479–1534) gewidmet.

Das „Bibel Museum Bayern“ mit 450 Quadratmetern Ausstellungsfläche hat 2,4 Millionen Euro gekostet. Davon übernehme die bayerische evangelische Landeskirche 1,6 Millionen Euro, teilte Nitsche mit. Der jährliche Unterhalt werde sich auf 600.000 Euro belaufen. Man rechne nach der Corona-Pandemie mit rund 20.000 Besuchern pro Jahr.

Zur Eröffnung des Museums hat es einen überraschenden personellen Wechsel bei der Einrichtung gegeben. Sie habe jetzt zehn Jahre Pionierarbeit geleistet, sagte die bisherige Direktorin des Bibelmuseums Bayern, Claudia Harders. An dem Eröffnungstag konnte sie zwar ihr Glück kaum fassen, dennoch übergab sie gleichzeitig den Schlüssel der Einrichtung an Astrid Seichter, ihre bisherige Stellvertreterin und Leiterin der Museumspädagogik.

Für den evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ist das Bibelmuseum ein wichtiges Zukunftsprojekt der Kirche. Es sei seine große Hoffnung, „dass dieses Bibelmuseum einen wichtigen Beitrag leisten kann, die Bibel wieder ins Gespräch zu bringen, über sie zu diskutieren, um die richtigen Auslegungen zu ringen und ihre Inhalte als Quelle von Kraft und Orientierung neu zu entdecken“. Gerade jungen Menschen und Schulklassen werde die moderne Museumspädagogik helfen, diese Zugänge zur Bibel neu zu öffnen. Die Bibel habe eine Grundlage, die nicht dem Wechsel der Zeiten unterworfen sei, meinte Bedford-Strohm. Er nannte als Beispiel das biblische Wort „sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen“ (Micha 4,3). Die Sowjetunion habe 1959 den Vereinten Nationen die Bronzeskulptur „Schwerter zu Pflugscharen“ geschenkt. Bei näherer Betrachtung hat sie der ukrainischer Künstler Jewgeni Wiktorowitsch Wutschetitsch gestaltet.

Der verhinderte bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte zur Eröffnung laut seines verlesenen Manuskripts, nach den Krisen, des aktuellen Krieges und der Krise der Kirche sei ein Grund, „den Zellkern des Glaubens neu zu entdecken“. 

Das Bibelmuseum Bayern liegt gegenüber der Nürnberger Lorenzkirche. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag 10–17 Uhr, am Wochenende 11–18 Uhr. Der Eintritt kostet regulär sechs Euro. Mehr Infos unter https://bibelmuseum.bayern.de. Es gibt noch die Möglichkeit Gründungsmitglied des Fördervereins zu werden oder das Museum zu unterstützen.