Wer öffnet die Tür zum Himmelreich?

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zum 3. Advent von Regionalbischöfin Gisela Bornowski

Die Andacht zum Hören:

Und zum Nachlesen:

Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse. Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden. Mir aber ist‘s ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Gericht; auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist‘s aber, der mich richtet. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und das Trachten der Herzen offenbar machen wird. Dann wird auch einem jeden von Gott Lob zuteilwerden.

1. Korinther 4,1-5

Vor 40 Jahren las ich als junge Studentin an der Heidelberger Universitätskirche „Weihnachtsnacht – Familienkrach“. Es war mit großen Lettern über Nacht an die Kirchenmauer gesprüht worden. Das war mir so eindrücklich, dass ich bis heute immer noch daran denke. 

Gerade an den kommenden Festtagen spüren wir es womöglich: die Ansprüche und Erwartungen sind hoch, es soll friedlich und harmonisch zugehen, und dann wird an diesen Tagen am allermeisten gestritten. In diesem Jahr trägt wohl auch die Coronapandemie dazu bei.

Manchmal stehen wir vor einem „Scherbenhaufen“ – es ist schwierig geworden, miteinander auszukommen. Verletzende Worte, Misstrauen und gegenseitige Vorwürfe lassen uns ratlos zurück. Wie kann es weitergehen? Gibt es noch einen Weg zueinander? Oft plagt mich dann auch ein schlechtes Gewissen: Was habe ich falsch gemacht? Wo sind meine Anteile an diesem Scherbenhaufen? Werde ich meinen eigenen Ansprüchen gerecht, Gott mit meinem Leben zu dienen und seine Liebe zu bezeugen? Bin ich eine gute Haushalterin über Gottes Geheimnisse? Es ist leichter, die Schuld von sich zu weisen oder auf andere zu schieben als eigene Fehler einzugestehen und umzukehren.  

Der dritte Adventssonntag ruft zur Umkehr auf. Advent heißt auch innehalten und Buße tun. Manchmal gelingt Leben nicht. Ein Leben, das Jesu Weg nachfolgt. Scherben: wir alle produzieren sie, bewusst oder unbewusst. Und wir sind auch gerne und sehr rasch dabei, über andere zu richten. Das geht sehr schnell, und dann wird aus dem Richten für den anderen ein Vernichten.

Ich bin froh, dass Paulus die Korinther und uns erinnert: Der Herr wird richten. Er alleine. Keiner braucht sich zum Richter aufspielen. Ich muss nicht richten, und auch andere dürfen nicht über mich richten.  Ich bin auch froh, dass Paulus ganz ehrlich schreibt: wir alle werden schuldig. Ob bewusst oder unbewusst. Keiner braucht sich da über einen anderen erheben. Und ich bin froh, dass der dritte Adventssonntag einlädt: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! Wir dürfen ehrlich sein. Wir erwarten ja den wieder neu, der uns die Tür zum Himmelreich aufsperrt, Jesus Christus, Gottes Sohn, der uns mit seinem Leben Gnade vor Recht und Vergebung vor Verurteilung schenkt. Umkehren hilft uns zum Leben, zu einem neuen Anfang, mit uns selbst und miteinander. Jesus begleitet uns, vergibt uns und ermutigt uns dazu. Das lässt hoffen. Ich wünsche uns Gottes Geistkraft und Mut zur Ehrlichkeit und zur Umkehr und ein friedliches Weihnachtsfest! 

Regionalbischöfin Gisela Bornowski, Kirchenkreis Ansbach-Würzburg

Gebet:

Barmherziger Gott, lass uns dir in Treue dienen und lass uns ehrlich und wahrhaftig miteinander umgehen! Amen.

Lied 16,5:

Gott will im Dunkel wohnen