Dekan und Journalist

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Regionalbischöfin Dorothea Greiner entpflichtete in einem Gottesdienst in der Hofer Michaeliskirche Dekan Günter Saalfrank. Foto: Bek-Baier
Regionalbischöfin Dorothea Greiner entpflichtete in einem Gottesdienst in der Hofer Michaeliskirche Dekan Günter Saalfrank. Foto: Bek-Baier

Hofer Dekan und früherer Chefredakteur des Sonntagsblattes wurde dienstentpflichtet

Er war Journalist, Gemeindepfarrer, Chefredakteur des Rothenburger Sonntagsblattes und Dekan in Hof: Günter Saalfrank hat in seinem Berufsleben nicht nur viel erlebt, sondern auch sehr  viel bewegt. Er wurde nun von Regionalbischöfin Dorothea Greiner in einem festlichen Gottesdienst in der Hofer Michaeliskirche entpflichtet.

Mehr Selbstbewusstsein wünschte der scheidende Dekan Günter Saalfrank „seinen“ Hofern und den Oberfranken der Region gleich zu Beginn seiner Abschiedspredigt: „Seid stolz auf das, was es hier gibt. Und seid zuversichtlich, getragen von der hoffnungsvollen Botschaft des Evangeliums.“ Auch sollten sie die Klagemauer in Jerusalem belassen und hier nicht wieder aufbauen, sagte er mit wohlmeinender Ironie. Nach 17 Jahren sollten die Hofer den Humor des Dekans gut kennen, der ihnen auch dafür dankte, dass sie die Michaelis Kirche, „die große Kerng“ wie sie liebevoll genannt wird,  sonntags „schonten“.

Die Zelte abbrechen

Der Predigttext zum diesem „Vorletzten Sonntag des Kirchenjahres“ war mit „Des Apostels Sehnsucht nach der himmlischen Heimat“ überschrieben. Wo Luther von der irdischen Hütte spräche, spricht Paulus im griechischen Originaltext davon, in der diesseitigen Welt sein Zelt abzubrechen; passend zu seinem Beruf als Zeltmacher. Saalfrank zog immer wieder Parallelen zu seinem beruflichen Leben und dem Text. „Nach 17 Jahren ist das heute für mich das Ende des gesamten Berufslebens“. Doch es sei nur das Ende des Dienstverhältnisses, aber nicht des Dienstes als Pfarrer. Im Blick auf den Pfarrermangel sagte er, „Es werden immer mehr Ruheständler gebraucht, weil es zu wenige Pfarrerinnen und Pfarrer gibt.“ 

Als kranker Mann habe Paulus sehnsüchtig darauf gewartet, dass das zerbrechliche Iridische vergeht und das feste Haus im Himmel ihn erwartet. „Diese Sehnsucht ist nachvollziehbar. Ich aber bin dankbar für die Gesundheit, Kraft und Weisheit, die mir geschenkt wurde“. Er betrachte es nicht als selbstverständlich gesund in den Ruhestand zu gehen. Er rief die Menschen auf, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, „um sich und andere zu schützen und Nächstenliebe zu praktizieren.“

„Unsere Gesellschaft hat den Glauben an das Jenseits weitgehend verloren und die Menschen packen möglichst viel in dieses Leben.“  Vom Jenseits zu sprechen sei aber keine billige Vertröstung, sagte der Seelsorger. Ein Leben in Erwartung des himmlischen festen Hauses sei ein entspanntes Leben, schenke Tiefe und spende Trost für das Diesseits.

In einem letzten Abschnitt während seiner Predigt richtete der scheidende Dekan nur kurz den Blick zurück. Er denke gerne an seine 1. Pfarrstelle Thiersheim (Kreis Wunsiedel) zurück, die er mit seiner Frau übernahm. Die Zeit beim Rothenburger Sonntagsblatt nannte er „horizonterweiternd“. „Die interessanteste Zeit habe ich hier in Hof erlebt.“ Nun möchte er sich getreu des Apostelwortes die „Zelte abbrechen und mit Freude nach vorne blicken.“ „Ich bin gespannt was Gott mit mir noch vor hat!“ Seine Frau ist noch berufstätig. Sie stammt aus Bayreuth – auf ihren Wunsch zieht das Ehepaar nun dorthin. 

Geflüchtete lagen ihm am Herzen

„Die Geflüchteten liegen dir am Herzen“, stellte Regionalbischöfin Dorothea Greiner in ihrer Würdigung des beruflichen Handelns Saalfranks, in den Vordergrund. „Als ich das erste offizielle Gespräch mit unserer Regierungspräsidentin hatte, um die Integrationswege für unsere iranischen Geflüchteten zu verbessern, da warst Du einer von drei Dekanen, die mich begleiteten“. 

Öffentlichkeitswirksames Engagement

Als erfahrener Medienmann habe sich Günter Saalfrank auch für Geflüchtete öffentlichkeitswirksam eingesetzt. „Ich denke an die Pressekonferenz für den afghanischen Christen Naser am 9. November 2020, die ein mediales Echo hervorrief.“ Noch tagelang sei im Fernsehen und anderen Medien (auch im Sonntagsblatt) darüber berichtet worden. Schon während des Studiums habe er für die Süddeutsche und den Evangelischen Pressedienst nebenher gearbeitet. Nach dem 1. Theologischen Examen schloss sich ein einjähriges Volontariat bei der Nürnberger Zeitung an. „Ein wenig stolz bist Du schon, dass Du als Volontär den Leitartikel schreiben durftest als sich 1983 Luthers Geburtstag zum 500. Mal jährte“, erinnerte die Regionalbischöfin.

Seine publizistische Gabe habe er auf der Pfarrstelle in Thiersheim eingebracht: „Inzwischen haben mehrere Gemeinden Kochbücher veröffentlicht. Aber 1992 war das ein Novum, ein Hit. Mit der Erstellung des Thiersheimer Kochbuchs habt Ihr Gemeindeaufbau betrieben.“ Durch den Verkauf konnten etliche Gemeindebauprojekte und andere Projekte finanziert werden. Denn als das Ehepaar zwei Jahre später 1994 die Gemeinde verlassen hat, lag das 650 Seiten starke Kochbuch schon in seiner 15. Auflage vor.

Erfolgreicher Chefredakteur des Rothenburger Sonntagsblattes

Nach dieser Vorgeschichte nannte es Greiner „kein Wunder, dass man dich bat, Chefredakteur des Rothenburger Sonntagsblattes zu werden. Du hast diese Kirchenzeitung mit äußerst wenig personellen und finanziellen Ressourcen effizient und profiliert zehn Jahre lang erstellt.“ Durch die Doppelqualifikation konnte Saalfrank in Thiersheim zwei Vikare und als Chefredakteur beim Sonntagsblatt drei Volontärinnen zu Journalistinnen ausbilden. Der Dekanatsbezirk Hof sei höchst anspruchsvoll, stellte Greiner fest. Saalfrank habe den Bezirk mit seinen rund 40.000 Evangelischen in 26 Kirchengemeinden zwischen Fichtelgebirge, Frankenwald und Vogtland kompetent geleitet. 

Im Jahr 2004 habe ihn Saalfrank gefragt, „Hat man als Dekan ein Leben?“, erinnerte sich Hans Stiegler, Vizepräsident der Landessynode. Und damals habe er, als Dekan des kleinen Dekanats Leutershausen geantwortet „Natürlich hat man auch noch ein Leben! Ich kannte den Hintergrund der Frage nicht. Eineinhalb Jahre später war ich Dekan des viel größeren Dekanats Ansbach und Günter Saalfrank Dekan in Hof. Meine Antwort wäre differenzierter ausgefallen“, offenbarte Hans Stiegler mit wissendem Schmunzeln. Stiegler würdigte Saalfranks Wirken in Synode und Ausschüssen. 

Greiner sprach der Gemeinde nach Saalfranks Entpflichtung, in der er sein Amtskreuz übergab Trost zu: „Sie sind jetzt ohne Dekan, liebe Hofer. Aber Sie sind nicht allein!“ Viele Menschen werden die Zeit bis der neue Dekan Andreas Müller im kommenden Jahr seine Tätigkeit aufnimmt, das Dekanat vertreten und unterstützen. 

Nachfolger im Amt des Hofer Dekans wird der 54-jährige Pfarrer Andreas Müller aus dem westfälischen Unna. Mit dem künftigen Dekan Müller sei eine Persönlichkeit gefunden, sagte Regionalbischöfin  Greiner zu einem früheren Zeitpunkt, der sie große Verantwortung zutraue (wir berichteten). Müller sei Schulreferent für den Kirchenkreis Unna. Seit zweieinhalb Jahren sei er Stellvertreter des Superintendenten.