Mit festem Herzen

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Editorial Inge Wollschläger im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Inge Wollschläger

Vor Jahren hörte ich einmal eine Predigt, die mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist. Der Text war aus dem 9. Vers des Hebräerbriefs im 13 Kapitel: „Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.“

Ich kann heute nicht mehr sagen, ob die Predigt gut war und ich deshalb diesen Satz behalten habe. Ich kann mich auch nicht mehr erinnern, ob er gerade auf meine Lebenssituation passte oder auf welche wundersame Weise dieser Satz Einzug über all die Jahre in meinem Herzen hielt. Denn dort wohnt er nun und ist mir zum wichtigen Begleiter geworden. Immer mal wieder schwappt er hoch und – so scheint es – bringt mir etwas Neues über das Leben bei.

So auch neulich, als ich mit meinem „Teilzeithund“ spazieren ging.  Genau in dem Moment, als der Hund „Sitz“ machen sollte und es nicht tat, weil ich in Gedanken schon fünf Meter weiter war – da fiel es mir wieder ein: „Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde…“ Mein Herz war aber nicht fest. Es war abgelenkt. Der Hund nahm mir mein dahingesagtes Kommando nicht ab, wedelte es freudig weg und wollte lieber spielen.

Ein kleines unbedeutendes Beispiel und doch ist es ein Sinnbild für so viele andere Geschichten, in denen man nicht „fest im Herzen“ ist: Der Freund, der sich nicht zwischen zwei Lebensentwürfen entscheiden mag und lieber das bekannte Unglück zu wählen scheint, als das unbekannte Glück. Die Freundin, die ihre kranke Katze behutsam streichelt und sich zur Erlösung des hochbetagten Tieres nicht recht durchringen kann. Das zweite Kuchenstück, das auf dem Teller landet, weil man nicht „fest genug“ „Nein“ gesagt hat.

Manchmal können wir uns nicht oder nur schwer für irgendetwas entscheiden. Hin und wieder mogeln wir uns durchs Leben. Manches wäre uns wichtig – dem anderen aber nicht – und umgekehrt. Wir spüren aber, wie wichtig es wäre, ein festes Herz zu haben. 

Der Bibelvers geht aber ja weiter. „Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.“ Ich kann auf Gnade hoffen, wenn mein Herz nicht fest werden mag oder will, es aber sein sollte. Wie gut, wenn es dann diese Gnade gibt von jemandem, der über allem steht und tief in uns ist. Eine Gnade die gewährt wird und die uns durchs Leben führen kann und will.