Dichtes Dach für verwinkelte Spitalkirche

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Spitalkirche St. Elisabeth mit ehem. Pfr¸ndnerwohnung in Hersbruck
Spitalkirche mit ehemaliger Pfründnerwohnung. Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Neben Hersbrucker Gotteshaus fördert die Stiftung Denkmalschutz 50 weitere Projekte

Hersbruck. Anstelle eines unverbauten Blickes ins Grüne war ihm die unverstellte Arbeit an seinem Seelenheil wichtig: Im Obergeschoss der Kirche ließ sich ein Pfründner oder ein Pfründnerpaar nach einer offenbar gehaltvollen Spende um 1560 eine eigene Wohnung einrichten. Ohne die Dreizimmerwohnung in heute etwas sonderbarer Lage  im Langhaus der Hersbrucker Spitalkirche verlassen zu müssen, konnten sie direkt die Gottesdienste beobachten.  

Mit Spenden eng verbunden ist schon die Errichtung des Spitals: 1407 ermöglichten Anna und Johann Polsterer diese Gründung. 1423 stiftete die Witwe Katharina Alhart aus Regensburg den Grundstock für die Spitalskapelle. An der mittelalterlichen Goldenen Straße von Nürnberg nach Prag gelegen, befand sich der Spitalskomplex zunächst noch vor den Toren der Stadt. Bei einer Erweiterung der Stadtmauer war es dann mit der Befestigungsanlage verwoben.

Die Spitalkirche St. Elisabeth ist ein massiver Saalbau mit steilem Satteldach und eingezogenem geraden Chor. Sie bietet eine Einheit mit dem Spitalsgebäude. Auch andere bettlägrige Einwohner des Spitals konnten später von der Empore aus die Gottesdienste beobachten. Bald nutzte das Spital die Wohnung der Pfründner im Obergeschoss als Krankenzimmer. Die ursprünglichen Bauten blieben aber seitdem weitgehend erhalten.

Im Westen des Gebäudes erhebt sich das Satteldach über etwa zwei Drittel des Langhauses. Östlich schließt sich ebenfalls ein steiles Satteldach an – es hat einen etwas über 1,5 Meter höher liegenden First. Auch gegenüber dem Langhausdach liegt die Traufe um etwa einen halben Meter höher, der First indes rund 3,9 Meter unter dem First der Giebelwand des Langhauses. Der Kirchenbau hat also drei Dachkons-truktionen aus mehreren Bauzeiten. 

Doch haben sich die Dachbauten über die Generationen hinweg gut erhalten. Dies erklärt die Architektin Katrin Gerber vom Fürther Architekturbüro Keim. Sie hat die Oberaufsicht über die Entstandhaltungsarbeiten. Es gäbe „Feuchteschäden an den Traufpunkten“ im Dach, von dem ein „kleiner Teil“ noch aus
dem 15. Jahrhundert stamme. Das Hauptteil des Langhaus-Daches sei von 1560. Auch eine „Riss-Sanierung“ am Gewölbe sei angesagt.

Dachreiter entschwebte

So bedarf nun das Dach am Langhaus einer gründlichen Renovierung. Spektakulär entschwebte der tonnenschwere Dachreiter in einem Stück mit Hilfe eines großen Krans bereits kurz nach Ostern. Die Firma Karch, eine Zimmerei aus Dietfurt, hat den mehr als 300 Kilogramm schweren „Hut” der Kirche nun sicher eingelagert und renoviert ihn.  Eine Schutzkonstruktion behütet das Innere des Langhauses – und trotzte gar noch spätem Schneefall. Sie könnte auch noch im Winter seinen Dienst tun. Trotzdem geht Architektin Berger davon aus, dass das Langhaus im Herbst wieder frisch gedeckt ist. 

Zimmerer rekonstruieren nun nach mittelalterlichem Vorbild den Dachstuhl. Weitere Dachabschnitte sollen folgen, dann stehen die Fassaden an, danach eine Innensanierung und Arbeiten an dem Altar aus der Veit-Stoß-Schule. Die Einrichtung der Kirche ist eingehaust.

Darunter ist auch der ursprüngliche gotische Altar mit Schnitzwerken aus der Veit-Stoß-Schule besonders wertvoll. Er ist – kaum verwunderlich – der heiligen Elisabeth als vorbildliche Krankenpflegerin und dem wohltätigen heiligen Martin gewidmet. Die gemalten Tafeln stammen wahrscheinlich vom Maler des ehemaligen Fürther Hochaltars, dessen Name uns nicht überliefert ist. In einem letzten Bauabschnitt soll auch er wieder im alten Glanz erstrahlen, wenn die Außenhaut erneuert ist.

Um 1680 musste dieser Altar jedoch an den Rand rücken. Ein barocker Nachfolger ersetzte ihn. Doch trotz dieser Neugestaltung im Stil einer neuen Kunstepoche, die auch weitere Teile des Innenraums erfasste, war das Gebäude langlebig. Bis vor rund 40 Jahren bewohnten betagte und mittellose Menschen das Spital. Heute bewohnt es eine Gruppe der Rummelsberger Diakonie.

Nun ist nach Jahrhunderten eine grundlegende Sanierung angesagt. Da ist die Stadt Hersbruck besonders engagiert. Denn die Spitalstiftung liegt in ihren Händen, die Evangelische Kirchengemeinde ist lediglich die Nutzerin. Stadtbaumeister Thomas Beygang hat den Fortgang der Arbeiten fest im Blick. 

Auch heute fühlen sich viele Menschen auch finanziell „ihrem“ Spital verbunden. Innerhalb von eineinhalb Jahren haben Menschen und Firmen aus Hersbruck insgesamt mit ihren Spenden eine Summe von über 47.500 Euro für die Renovierung der Spitalkirche zusammengetragen, wie Robert Ilg als 1. Bürgermeister der Stadt Hersbruck feststellen konnte. „Besser könnte ich die außergewöhnliche Leidenschaft der Hersbrucker Bürgerschaft für Ihre Spitalkirche nicht belegen“, fährt er fort. Neben der besonderen „Lage an der historischen Stadtmauer und die künstlerischen Meisterleistungen“ biete schon die Inneneinrichtung, den Besuchern eine spürbar bergende Raumatmosphäre. Dies „ist jede Anstrengung und Investition wert.“ 

Alleine der Bayerische Entschädigungsfonds trägt mit einer Million Euro den Hauptanteil der Finanzierung. 33.000 Euro stellt auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) für die Sanierung der Spitalkirche zur Verfügung.  

Spenden an die Stadt Hersbruck, IBAN DE35 7606 1482 0000 0440 08, Kennwort „10.000 Ziegel für die Spitalkirche“.