Ermutigung gegen Verhärtung in hoffnungsloser Zeit

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Susanne Borée Editorial in der Frühlingshoffnung

Editorial von Susanne Borée im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern:

„Du, lass dich nicht verhärten

In dieser harten Zeit.

Die allzu hart sind, brechen

Die allzu spitz sind, stechen

Und brechen ab sogleich.“

Aus einer ganz anderen Epoche scheinen diese Zeilen der „Ermutigung“ Wolf Biermanns zu stammen. 55 Jahre sind sie alt.

Was gehen sie uns an? Leben wir nicht ebenfalls gerade in einer besonders rauen Zeit? Die Pandemie erscheint immer bedrohlicher als „ein Schrecken ohne Ende“. Die Zahl der Corona-Opfer steigt in der dritten Welle mehr und mehr. Auf der anderen Seite die Armut gerade bei den Schwachen. 

Ohnehin benachteiligte Menschen sind deutlich ins Hintertreffen geraten, so warnen die Bahnhofsmissionen. Nicht nur die Notversorgung vor einem Jahr stellte sie vor ungeahnte Herausforderungen. Obwohl sie ihr Angebot corona-bedingt zurückfahren mussten, kamen immer mehr Menschen. Auch hier scheint kein Ende in Sicht zu sein.

Und da sollen wir nun zu Gott jauchzen, wie der Name dieses Sonntags „Jubilate“ von uns fordert? Woher stammt dieser Name? 

Vom Beginn des 66. Psalms: „Jauchzet Gott, alle Länder“. Die Gründe dafür beschreibt der Psalm weiter: Der Herr hat sein Volk befreit und durchs Schilfmeer geführt. Die Menschen geläutert wie Silber – aber er lässt sie nicht straucheln (Psalm 66, 9 bis 11). Welch eine gemeine Prüfung!

Wolf Biermann fuhr in seinem Lied fort:

„Du, lass dich nicht verbrauchen

Gebrauche deine Zeit

Du kannst nicht untertauchen

Du brauchst uns und wir brauchen

Grad deine Heiterkeit.“

Auch wer genug auf dem Konto und im Kühlschrank hat, konnte die Hoffnungslosigkeit und Vereinzelung der vergangenen Monate durchaus erfahren. Davor ließ sich nirgendwo verstecken. Und dann in dieser Anfechtung jubeln und heiter sein?

Biermann weiter:

„Wir wolln es nicht verschweigen

In dieser Schweigezeit“

Na gut, vordergründig ist gerade das Gegenteil einer „Schweigezeit“ aktuell, eher eine allumfassende Geschwätzigkeit und Rechthaberei allerorten. Aber in Form von Monologen, die wenig aussagen oder helfen – und schließlich die Vereinzelung verstärken. Dialoge und Begegnungen geraten ins Hintertreffen. 

Biermann schloss:

„Das Grün bricht aus den Zweigen

Wir wolln das allen zeigen

Dann wissen sie Bescheid.“

Nach diesem Lied blieb die DDR noch 23 Jahre. Können wir die Hoffnung auf Gottes Güte so lange behalten?