Schon wieder!

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zum Weißen Sonntag 2021

Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. pricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden.

aus Johannes 21, 1–14

Schon wieder die Netze leer nach einer langen Nacht auf dem See. Schon wieder steht Jesus am Ufer und schickt sie erneut los. Schon wieder erkennen die Jünger erst spät, wer da steht. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen: genau so hatte es angefangen mit Petrus, seinen Fischer- Kollegen und Jesus. 

Als Zuschauer der Szene wundere ich mich: wie können sie denn Jesus schon wieder nicht erkennen? Sie hatten ihn doch schon gesehen! Petrus und einige andere Jünger*innen sind nach Jesu Auferstehung nach Galiläa zurückgekehrt. Sie wissen von der Auferstehung, haben Jesus schon lebendig gesehen. Trotzdem muss erst noch greifbar werden, was diese Erfahrung für sie bedeutet. Die Auferstehung muss noch in ihrem Leben Raum gewinnen.

Hier, am See, wo alles begann, sind die Netze leer. Wieder einmal. Überraschend ist das nicht. Denn der See ist überfischt. Die Fischer damals entnehmen dem See immer mehr Fische, um die Abgaben an die Römer leisten zu können. Der Druck ist zu groß, es ist eine Sackgasse. 

Die Netze ohne Fang, die Hoffnung leergefischt, die Geduld erschöpft – auch bei mir ist das oft so.Zwar trage ich die Oster-Botschaft schon in mir und doch verliere ich sie im Alltag immer wieder zwischen Betriebsamkeit, Gemütlichkeit und Sorgen. 

Ich finde schön, dass dieser erste Sonntag nach dem Osterfest mir noch etwas Zeit lässt. Wie Petrus und seine Freunde will ich die Netze noch einmal auswerfen und dabei ein, zwei oder hundertdreiundfünfzig Hoffnungszeichen entdecken. Ich bekomme noch einmal Zeit, um genau zu sehen, wo mir der Lebendige begegnet. Und dann loszuspringen. Ins kalte Wasser. In einen neuen Anfang. 

Pfarrer Bernhard Offenberger, Augsburg

Gebet:

Gott, leere Netze und erschöpfte Hoffnung lege ich vor dich hin. Und mit dazu meine Bitten für mich und für die Menschen, deren Netze leer sind deren Fischgründe erschöpft sind, die hungrig bleiben nach Fisch, nach Nähe, nach Zuversicht.  Füll ihnen das Netz mit Segen – hundertdreiundfünfzigfach. Füll auch meines und hilf mir dich zu sehen und dir entgegen zu gehen.

Amen 

Lied 558:

Ich hör die Botschaft: Jesus lebt