Der Weg als Ziel in der Frühlingssonne

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Susanne Borée Editorial in der Frühlingshoffnung

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt von Susanne Borée

Endlich zeigt sich die Wiederkehr des Lebens. Endlich beginnen die ersten Sonnenstrahlen die Natur wieder aufzuwecken. Und die Knospen öffnen sich, als hätten sie nur allzu lange darauf gewartet.

Kam die erste Ahnung des Frühlings in diesem Jahr besonders spät? Jedenfalls brauchte sie nach einem viel zu frühen Zwischenspiel im Februar durchaus länger als im letzten Jahr. Damals waren die Sonnenstrahlen, die uns fast zeitgleich mit dem ersten Lockdown erreichten, ein gewaltiges Zeichen der Hoffnung. Und darum in diesem Jahr, in diesen Zeiten der fortwährenden Erstarrung, der Einsamkeit und des fast endlosen Wartens besonders heiß begehrt.

Aber auf die Frühjahrssonne scheint doch noch Verlass zu sein. Sie zeigt in diesem Jahr, mit ihrem Eintreffen kurz vor der Osterzeit, wie wichtig die Hoffnung auf die Wiederkehr des Lebens ist. 

Die Sonne lockt uns endlich wieder aus unseren vier Wänden. In den vergangenen Wochen waren Spaziergänge oder kleine Touren meist der Vernunft geschuldet – und machten die Hände klamm. Das ist nun anders geworden. Wir sind gerne unterwegs – auch wenn wir noch Abstand halten müssen.

Der Weg ist wieder zu einem Ziel geworden, auf dem sich unendlich viel entdecken und erfahren lässt. Nicht nur die ersten Gänseblümchen zählen, sondern auch darüber meditieren, was der Weg immer für Menschen bedeutete:

Unterwegs zu sein – auch das ist ein Menschheitssymbol: Von Gilgamesch über die Ritter der Tafelrunde bis zum Herrn der Ringe sind die meisten unserer Helden ständig auf Trab, um schließlich zu sich selbst zu finden. Voller Herausforderungen soll ihr Weg sein, damit sie am Leben reifen können.

Und ist nicht zuletzt Jesus mit seinen Jüngern nach den biblischen Geschichten ständig unterwegs – zuerst in Galiläa, bevor sie langsam nach Jerusalem hinaufziehen. Jesus verkündigt die Geschichte von und mit Gott ganz neu, um unsere eigenen Wege damit in Berührung zu bringen.

Ostern sind auch die Emmaus-Jünger unterwegs. Sie fragen sich, welchen Sinn die seltsamen Berichte von der Auferstehung haben. Und dann gesellt sich noch ein Unbekannter zu ihnen.  Nun gut, so etwas würde in diesen Zeiten nicht gehen. Aber sie reden miteinander und sie haben eine gleiche Weg- und Blickrichtung, bis sich die Sonne neigt. Der Fremde weckt ihr Verständnis und öffnet ihre Augen.