Andacht für das Evangelische Sonntagsblatt aus Bayern von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
Und der Herr erschien ihm im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war. Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde. Da sprachen sie zu ihm: Wo ist Sara, deine Frau? Er antwortete: Drinnen im Zelt. Da sprach er: Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben. Das hörte Sara hinter ihm, hinter der Tür des Zeltes. Und sie waren beide, Abraham und Sara, alt und hochbetagt, sodass es Sara nicht mehr ging nach der Frauen Weise. Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun, da ich alt bin, soll ich noch Liebeslust erfahren, und auch mein Herr ist alt! Da sprach der Hert zu Abraham: Warum lacht Sara und spricht: Sollte ich wirklich noch gebären, nun, da ich alt bin? Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen übers Jahr; dann soll Sara einen Sohn haben. Da leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht –, denn sie fürchtete sich. Aber er sprach: Es ist nicht so, du hast gelacht.
1. Mose 18.1-2.9-15
Die Geschichte aus dem 1. Buch Mose ist die Geschichte einer folgenreichen Gastfreundschaft. Sie im Advent zu hören, weckt vieles an Gefühlen. Gastfreundschaft in Pandemie-Zeiten – wie soll das gehen? Vor rund 2000 Jahren klopfte ein fremdes Paar – ein Mann und eine junge schwangere Frau – vergeblich an eine Tür. Am Ende kann der Evangelist Lukas nur schreiben: „…sie hatten keinen Raum in der Herberge“ (Lukas 2,7). In der Herberge hätte der Sohn Gottes geboren werden können! Wer gastfreundlich ist, kann himmlisches erleben.
So wie Abraham und Sara. Das Paar hat schon ein gesegnetes Alter erreicht. Ihre Ehe ist kinderlos geblieben. Eines Tages kommt unerwarteter Besuch. Abraham und Sara laden die drei Unbekannten zum Essen ein. Sie entpuppen sich als Engel und prophezeien Sara Unglaubliches: Sie würde nochmal schwanger werden. Und Gott bestätigt es: „Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?“ Tatsächlich: Neun Monate später wird Isaak geboren.
Gastfreundschaft in Pandemie-Zeiten
Häufig ist in der Bibel die Rede von Gastfreundschaft. Gäste herzlich willkommen zu heißen, gehört zum Wesen der biblischen Kultur. Doch nochmal: Wie sollen wir heute Gastfreundschaft leben, in diesen Pandemie-Zeiten – wo wir doch besser die Türen geschlossen halten sollten?
Lasst uns in jedem Fall unsere Herzen weit offen halten. Mit den Türen sollten wir aus guten Gründen sehr vorsichtig sein. Gastfreundlichkeit so leben, wie es eben unter diesen Umständen möglich ist. Ich bin mir sicher: Die Engel nehmen Rücksicht auf unsere Situation. Sie sind in dieser Zeit auf eine andere Weise unterwegs. Sie klopfen an unser Herz. Manchmal in Form ungewohnter Gedanken. Manchmal mit einem Kraftstoß, wenn uns die Kraft ausgeht. Und manchmal vielleicht auch mit der Verheißung von etwas, was wir für ganz und gar unmöglich halten, so wie damals Sara und Abraham. Und was dann doch eintritt. Denn bei Gott ist nichts unmöglich.
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
Gebet: Du bist bei uns Gott! Kehre ein in unsere Herzen, durchdringe uns. Dringe aus uns hervor, mach uns zu Boten deines Lichtes und deines Friedens. Amen.