Heime und Helfende in der Corona-Krise

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Besuchsbeschränkung in einer Klinik. Foto: epd/F
Besuchsbeschränkung in einer Klinik. Foto: epd/F

Wie Menschen in Pflegeheimen, Kliniken und darüber hinaus Betreuung finden

Abschied zu nehmen – das soll bleiben. Wenn ältere Menschen in Senioren- und Pflegeheimen im Sterben liegen – dann sollen die Angehörigen kommen dürfen – unter strikten Sicherheitsvorkehrungen. Ansonsten bleibt etwa der Hospizdienst Rothenburg mit den Menschen in Heimen durch indirekte Formen, per Post, E-Mail oder Skype in Kontakt. Jetzt in Corona-Zeiten gilt in Kliniken, Senioren- und Behinderteneinrichtungen ein generelles Besuchsverbot. Veranstaltungen und Beschäftigungsangebote sind kaum mehr möglich. Verkündigung und Seelsorge im direkten Kontakt ebenso wenig.

Wie gefährlich Corona gerade in Pflegeheimen zuschlagen kann, zeigen die traurigen Ereignisse in Würzburg. Angehörige, die gerade jetzt bei ihren pflegebedürftigen Eltern, Großeltern oder Ehepartnern sein möchten. Doch sie dürfen nur noch im Notfall zu ihren Lieben – und tun ihnen im Zweifel den größten Gefallen, wenn sie fernbleiben.

Während möglichst viele Menschen von zu Hause arbeiten, müssen die Pflegekräfte und Mitarbeitende in den Einrichtungen jedoch direkt vor Ort arbeiten – im direkten Kontakt mit den Bewohnern. Sie leisten „einen unglaublich herausfordernden Dienst“ vor Ort, so Helmut Unglaub von der Evangelischen Altenheimseelsorge in Bayern im Nürnberger Amt für Gemeindedienst. Und „zuhause warten bei vielen vielleicht schulpflichtige Kinder oder andere Familienangehörige, die ebenso Unterstützung und Versorgung benötigen“.

Und wie lässt sich dementen Menschen die aktuelle Situation erklären? Sie leiden sicher ganz besonders unter dem Verlust der Routine und vertrauter Rituale. Können sie damit umgehen, nur noch angerufen zu werden?

Die Altenheimseelsorge will weitere Tipps geben. Pflegebedürfte Menschen „benötigen gerade jetzt besonderen Trost und Zuspruch und das Gefühl nicht allein gelassen zu sein“, so Helmut Unglaub. Das Netzwerk Altenheimseelsorge hat da in den vergangenen Tagen Anregungen, Empfehlungen oder Materialhinweise für Impulse zusammengestellt (siehe unten).

Helmut Unglaub gibt den Bericht einer Betreuungskraft weiter: Sie erhielt von einer „Familie mit kleinen Kindern aus unserem Nachbarsort einen Brief, ohne dass sie einen Bezug zu uns hätten“. Die Kinder hatten „wunderschöne Bilder“ gemalt. Beigelegt waren auch „aufmunternde Worte“. Der Pflegedienst selbst hat den Senioren Blumen und Gedichte mitgebracht. Sie hörten gemeinsam die Fernsehgottesdienste und Musik. Einer dementen Frau „habe ich Operetten vorgespielt, sie lag im Bett mit einem Lächeln im Gesicht und die Tränen liefen über die Wangen, sie sagte immer wieder ‚ach, wie schön‘“, so die Nachricht.

Die bayerische Sozialministerin Melanie Huml hat ferner die Schließung aller rund 1.350 Tages- und Nachtpflegeeinrichtungen angekündigt. Nur wenn es keine andere Möglichkeit gäbe, die betroffenen Personen zu betreuen – etwa durch Verwandte oder ambulante Pflegedienste, soll ein Notbetreuungsdienst helfen. Die Tagespflege der Stadtmission Nürnberg etwa betreut jetzt telefonisch. Die ambulanten Pflegedienste würden weiterarbeiten, sagte Huml. Sie sind oft bitter notwendig.

Kliniken im Wartestand

Nur noch Eltern dürfen ihre kleinen Kinder in Krankenhäusern besuchen, so Ministerin Huml. So eng greifen die Vorsichtsmaßnahmen für Krankenhäuser und Kliniken. Bei Geburten in Kliniken können immerhin noch die Väter dabei sein.

Gleichzeitig rüsten sich alle Krankenhäuser und Kliniken für den Ernstfall, dass jetzt viele Corona-Patienten eingeliefert werden. Ob bei der diako Augsburg oder den Kliniken der Diakoneo in Mittelfranken, überall fühlen sich die diakonischen Krankenhäuser bislang dafür gerüstet. Die „Mitarbeitenden sind auf isolierpflichtige Patienten gut vorbereitet“, so heißt es immer wieder.

Das Klinikum der Diakoneo in Schwäbisch Hall musste aber bereits vor dem 20. März einen ersten Härtetest bestehen und mehrere Corona-Patienten betreuen. Zwei bayerische Einrichtungen der Diakoneo betreuten jeweils einen Patienten mit Corona-Infektionen. Sie sollten sich zuletzt aber auf dem Weg der Besserung befinden.
Gastronomen in Schwabach hatten sich bereits in der ersten bayerischen Katastrophenwoche nach dem 16. März vor Beginn der Ausgangsbeschränkung etwas Besonderes ausgedacht: Sie belieferten die Diakonie-Einrichtung mit sorgfältig verpackten besonderen Menüs.

Stille Werkstatt und Kita

Während in den Kliniken noch die Ruhe vor dem Sturm herrschte, ist es in Förderzentren und Werkstätten still geworden. Nur hauptamtliche Mitarbeitende würden noch im Notbetrieb arbeiten, so Diakoneo-Sprecher Thomas Schaller. Schließlich werde alles getan, um Lieferketten nicht zusammenbrechen zu lassen. Andere unterstützen ihre Kollegen im Wohnbereich, die ja weiter funktionieren müssen.

Diakonische Einrichtungen konnten natürlich auch keine Betreuung für Kinder und Jugendliche mehr leisten – höchstens ein Notbetrieb für diejenigen mit Eltern in „systemrelevanten Berufen“. Auch dies träfe besonders Kinder aus bedürftigen Familien, warnte die Arche bald. Denn während der Betreuung bekämen sie zu essen – was nun wegfällt.

Die Stadtmission Nürnberg führt nur das Martin-Luther-Haus weiter, in dem ja die Kinder und Jugendlichen stationär außerhalb des Elternhauses wohnen. Auch hier herrschen wie in den Pflegeheimen „strikte Vorsichtsmaßnahmen“.
„Am besten helfen Sie, wenn sie zu Hause bleiben“, so Diakoneo-Sprecher Thomas Schaller. Die Ausgehbeschränkungen begrüßt er im Namen seiner Diakonie, um die Ausbreitung des Virus möglichst zu stoppen.

Die Impulse der Altenheimseelsorge finden sich online unter: https://altenheimseelsorge-bayern.de/, https://www.altenheimseelsorge-bayern.de/aktiv-in-der-seelsorge/corona-krise/ oder https://gutenachricht.altenheimseelsorge-bayern.de/: Sonntags soll es hier spirituelle Impulse für die nächste Woche geben.

Mehr aktuelle Infos auch unter https://www.stadtmission-nuernberg.de, www.diakoneo.de oder auf weiteren Seiten.

Kontakt: https://www.hospizverein-rothenburg.de, Tel.: 0151/548 093 53.