Gott hilft inmitten unserer Zerbrechlichkeit

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern über die Sturmstillung

Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass das Boot schon voll wurde. Und Jesus war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen? Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig! Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? Und sie fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind!

Aus Markus 4,35–41

Seit einigen Jahren bin ich Feuerwehrmann. Manchmal ist es wirklich ernst. Ein schwerer Verkehrsunfall, ein brennender Dachstuhl. Und immer öfter: schwere Überschwemmungen und Waldbrände. Wie aktuell die verheerenden Waldbrände in Kalifornien. Ganze Landschaften sind zerstört, Menschen verlieren ihre Häuser, das Gefühl der Ohnmacht angesichts der Naturgewalten ist allgegenwärtig. Mir zeigen diese Katastrophen die Zerbrechlichkeit unseres Lebens und wie wenig Kontrolle wir manchmal über das haben, was um uns herum passiert.

Es ist diese Erfahrung von Angst und Unsicherheit, die wir mit den Jüngern im Boot teilen, die sich inmitten eines Sturms wiederfinden und Jesus in ihrer Verzweiflung fragen: „Kümmert es dich nicht, dass wir umkommen?“

Die Waldbrände sind ein Sinnbild für die Stürme unseres Lebens – für plötzliche Krisen, die alles zu verschlingen drohen, was uns Halt gibt. Sie kommen unerwartet, reißen uns aus unserem Alltag und stellen uns vor die Frage: Wo ist Gott in all dem Chaos? Während die Wellen über das Boot schlagen, scheint Jesus zu schlafen. Sein Schweigen wird von den Jüngern als Gleichgültigkeit empfunden. Doch genau hier sendet der Text die Botschaft: Gottes Gegenwart ist nicht davon abhängig, ob wir sie spüren. Jesus ist da, auch wenn er schweigt.

„Meister, kümmert es dich nicht, dass wir umkommen?“ Diese Frage ist menschlich. Sie ist ein Ausdruck tiefster Not und Verzweiflung. Jesus antwortet auf die Not der Jünger, indem er den Sturm stillt. Mit den Worten „Schweig, sei still!“ bringt er Frieden in das Chaos. Doch seine Frage an die Jünger bleibt: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“

Ich verstehe diese Frage als Aufforderung Jesu, ihm zu vertrauen – auch in den Stürmen unseres Lebens. Er erinnert uns daran, dass er die Macht hat, Ordnung ins Chaos zu bringen, selbst wenn wir es nicht sofort sehen.

Die Waldbrände von Los Angeles sind ein Symbol für die Zerbrechlichkeit unserer Welt. Für mich sind sie auch eine Erinnerung daran, dass Gott inmitten dieser Zerbrechlichkeit gegenwärtig ist. Wie die Jünger richte ich meinen Blick auf Jesus und vertraue ihm meine Ängste an. „Wer ist dieser, dass ihm Wind und Wellen gehorchen?“ Es ist der, der auch unsere Ängste und Sorgen tragen kann. Der, der uns in den Stürmen des Lebens nicht alleine lässt.

Dr. David Scherf, Pfarrer in Amberg

Gebet: Herr, in den Stürmen unseres Lebens suchen wir deine Gegenwart. Hilf uns, dir zu vertrauen, auch wenn die Wellen hochschlagen. Schenke uns die Gewissheit, dass du mitten im Chaos bei uns bist. Führe uns durch die Stürme, und lass uns deinen Frieden erfahren. Amen.

rotabene
An dieser Stelle schreiben verschiedene Autoren für das Evangelische Sonntagsblatt.