Editorial zum Valentinstag im Evangelischen Sonntagsblatt von Susanne Borée
„Da lernt man Menschen kennen“, erklärt mir eine Freundin. Als Single hat sie sich bereits auf mehreren Partnerbörsen umgeschaut. „Menschen, denen ich ansonsten im realen Leben nicht über den Weg laufen würde.“ Bisher hat sie allerdings dort noch nicht ihre ‚große Liebe‘ oder eine romantische Partnerschaft gefunden – auch nicht zum Valentinstag. Allerdings auch noch keine große Katastrophe erlebt – einen Kontakt, der sie abzuzocken versuchte.
Sie sucht bewusst regional – schließlich will sie sich mit ihren Kontakten mal treffen. Schon ein Telefonat oder ein gemeinsamer Kaffee klärt für sie teils schnell, ob ein Weg zu zweit für sie machbar erscheint. Da lerne sie auch immer mehr ihrer Intuition zu trauen. Irgendwann kommt vielleicht das große Gefühl – und dies sogar beiderseits!
Sollte sie nicht dem Gegenüber noch mehr Chancen geben? Warum, wenn doch eine neue Hoffnung nur einen Klick weiter zu sein scheint? „Außerdem habe ich schon manch einen Kontakt weitergeschleppt, nur um dann herauszufinden, dass meine erste Intuition doch Recht hatte, wenn sie nicht begeistert war.“
Ist das nicht ziemlich verletzend, einfach jemand einen Korb zu geben – nur aus einem Bauchgefühl heraus? Und ohne einen nachvollziehbaren Anlass? „Das passiert mir doch auch“, zuckt sie die Schultern. „Da hatte ich ein nettes Telefonat mit einem meiner Kontakte. Alles schien gut! Dann aber reagierte er nicht mehr. Irgendwann erhielt ich die Nachricht, dass er kein Interesse mehr hat. Aber da er mich kaum kannte, muss ich auch nicht meine ganze Persönlichkeit in Frage stellen.“
Und die Romantik? „Kommt vielleicht noch.“ Also darauf hoffen, dass irgendwann ein Funke überspringt. „Aber wenn man die gleichen Interessen und eine ähnliche Wellenlänge hat, dazu auch nicht zu weit voneinander entfernt wohnt, ist das doch schon einmal was. Vielleicht belastet ein zu hoher Anspruch auch die Beziehungen.“
Natürlich wäre es schön, wenn Herzen zusammenschlagen könnten. „Aber viel schlimmer ist es, in Beziehungen einsam zu sein.“ Also Prinzip Hoffnung, von dem die Partnerbörsen leben – und die Vorlieben der Kunden immer besser kennenlernen. Die Algorithmen fügen nun zusammen, was zusammengehören könnte. Hatte man dies nicht früher von Gott erhofft anstatt vom Zufall oder Rechnern? Dagegen fragt meine Freundin: „Wie soll es im Alltag sonst Begegnungen geben?“