Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zur Geschichte vom brennenden Dornbusch
Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, (…) und kam an den Berg Gottes, den Horeb. Und der Engel des Herrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. (…) Als aber der Herr sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! (…) Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde.
Aus 2. Mose 3,1–5.14
Schuhe aus, das heißt für mich: Ich bin zu Hause. Im geschützten Raum komme ich ohne feste Sohlen unter den Füßen aus. Nach-Hause-Kommen: Ein alltäglicher Wendepunkt – Einkehr im Vertrauten. „Schuhe aus!“ ist für Mose ein Aufforderung. Damit ist er mittendrin im Heiligen. Der brennende Dornbusch – ein Wendepunkt in seinem Leben.
Gott brennt für seine Menschen. Einem liebevollen Gott begegnet Mose am Horeb: Gott hört und sieht, wie sein Volk leidet und klagt. Damit sich das ändert, lässt Gott sich sehen. Moses Einkehr bei Gott hat ein Ziel: Diese Welt soll heller werden. Um Gottes Willen sollen Menschen ein Leben in Freiheit bekommen. Mose ist dabei Gottes Bote und Werkzeug.
Die Begegnung am brennenden Dornbusch wird zum großen Wendepunkt in der Geschichte des Volkes Israel: Aus Versklavten werden Freie. Aus Gebeugten werden Menschen, die aufrecht ins gelobte Land ziehen.
Als Stärkung für diese Aufgabe erfährt Mose Gottes Namen: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Ein Versprechen: Gott wird da sein, wie Gott jetzt da ist. Gott wird mit Mose sein. Immanuel – das wird der zweite Name Gottes: Gott mit uns.
Weihnachten haben wir das gefeiert: Gottes Liebe ist erschienen in dem Kind in der Krippe. Licht inmitten aller Dunkelheit – ein Wendepunkt voller Hoffnung. Lichtmess ist ein Wendepunkt im Kirchenjahr: Nach 40 Tage und Nächten weihnachtlicher Freude geht der Blick nach vorn zum Ostermorgen. Das Kind, mit dem Maria und Joseph den Tempel besuchen, wird diese Welt verändern: Die Kleinen, die Armen, die Schwachen stellt es in den Mittelpunkt. Hungrige macht es satt und Kranke gesund. Gotteskind spricht Menschen frei. Im Leben vieler schafft seine grenzenlose Liebe einen Wendepunkt.
Das ist auch unser Auftrag als Kirche: Menschen befreien von dem, was sie klein macht; hinhören und hinschauen; da sein in hellen Momenten genauso wie in dunklen. Sie begleiten an den Wendepunkten ihres Lebens. Dafür schaffen wir Räume. Wir laden ein in Gottes Nähe, die unverfügbar ist. Wir teilen die Hoffnung, die stärker ist als der Tod. Das stärkt, um aufzustehen gegen das, was niederdrückt.
Ich tue gut daran, mir solche Räume auch selbst zu gönnen: Tägliche Aus-Zeit, um einzukehren bei Gott. Schuhe aus! Schon diese kleine Geste hilft dabei. Eine Kerze anzünden auch. Ihr Licht erinnert an Gottes brennende Liebe: „Ich bin da!“
Stefanie Ott-Frühwald Dekanin in Michelau
Gebet: Gott, du schenkst uns dein Licht, damit wir getrost sind. Zünde es jeden Tag neu in uns an, damit wir in der Freiheit der Kinder Gottes leben und deine Liebe weitertragen zu denen, die bedrückt sind. Amen.