Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Inge Wollschläger
Es vergeht ja derzeit kaum ein Tag, an dem nicht irgendetwas passiert, das einen den Glauben an die Menschheit verlieren lässt. Es wurde ein Präsident in sein Amt eingeführt, der letzte Jahr strafrechtlich verurteilt wurde. In unserem Land freuen sich viele über den Fall einer „Brandmauer“ als Abgrenzung zwischen den demokratischen Parteien und extremistischen oder radikalen politischen Kräften. Es gibt Kriege und Konflikte, die nicht enden wollen. Es könnte einem Himmelangst werden – und wenn ich ehrlich bin: manchmal wird es mir das auch.
Doch gleichzeitig geschehen auch Dinge, die mich Hoffnung schöpfen lassen und mich froh machen: Da war zum einen die Rede der Bischöfin Mariann Edgar Budde in Washington. Bei einem interreligiösen Dankesgottesdienst in der Nationalkathedrale in Washington in den USA richtete die anglikanische Episkopalbischöfin eine Bitte an den neuen Präsidenten Donald Trump. Tags zuvor hatte er seinen Amtseid abgelegt. Ganz schlicht brachte sie ihre Worte vor. Mit zarter Stimme und freundlicher Klarheit bittet sie um Barmherzigkeit. Und es klingt so ganz anders, als das Geschrei und Gezänk, dass man mittlerweile in Wahlkämpfen fast schon gewohnt ist.
Schon im Jahr 2023 hatte die Bischöfin ein Buch geschrieben mit dem Titel: „Anleitung zum Mutigsein“. Dass der Titel ihres Buches kein leeres Gerede ist, hat sie bewiesen. Sie ist fest davon überzeugt, dass wir alle im Leben an Situationen herangeführt wird, die solchen Mut erfordern – und diesen auch aufbringen können. „Prüfet alles und das Guten behalten“ – empfiehlt uns die die diesjährige Jahreslosung.
Geprüft hat es scheinbar auch die Kabarettistin Birgit Süß aus Würzburg. Als sie den Wahlkampfstand der AfD sieht, fängt sie spontan zu singen an. Es ist das Lied „Bella ciao“, das weltweit als antifaschistische Hymne, die für Freiheit und Widerstand steht. Eine Woche später singt nicht sie alleine „Bella Ciao“ sondern viele, viele Menschen.
Es sind große und kleine „Mutgeschichten“. Jeden Tag passieren sie. Manchmal übersehen wir sie vielleicht. Bei anderen stimmen wir spontan mit ein. Sie alle eint, dass sie sich für ein friedliches Miteinander und Vielfalt einsetzten. Und das gibt mir persönlich Hoffnung für eine gelingende, friedliche Zukunft.