Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zur Wirkung des lebendigen Wassers
Er musste aber durch Samarien reisen. Da kam er in eine Stadt Samariens, die heißt Sychar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Josef gegeben hatte. Es war aber dort Jakobs Brunnen. Weil nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich an den Brunnen; es war um die sechste Stunde. Da kommt eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken! Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Speise zu kaufen. Da spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie, du, ein Jude, erbittest etwas zu trinken von mir, einer samaritischen Frau? Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. – Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser. Spricht zu ihm die Frau: Herr, du hast doch nichts, womit du schöpfen könntest, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn lebendiges Wasser? Bist du etwa mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat? Und er hat daraus getrunken und seine Söhne und sein Vieh. Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.
Johannes 4,5–14
Bei einer Bergtour im Sommer komme ich an einen klaren Bach. Ich habe Durst, großen Durst. Ich beuge mich hinunter und schöpfe das kühle Wasser. Ich trinke aus meiner Hand. Noch einen Schluck. Noch einen. Es schmeckt so gut. Ich lache. Ich pruste. Ich trinke, bis ich keinen Durst mehr verspüre – und weiter geht’s: Mit neuer Kraft und neuem Mut. Das Leben ist herrlich.
Der Text handelt auch von Durststillung. Jesus begegnet einer Frau und bittet sie um Wasser. Sie versteht nicht, was Jesus mit „lebendigem“ Wasser meint. Sie meint, es geht um „normales“ Durstlöschen. Aber Jesus bietet ein Wasser an, das den seelischen Durst nach Leben und Fülle stillen will. „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten!“
Trinke ich von diesem Wasser? Wie lebendig ist mein Glaube? Erlebe ich das Leben in all seiner Tiefe? Empfinde ich wirkliche Freude, Liebe, Glück, auch Trauer, Schmerz und Not? Und: Suche und finde ich die Antworten bei Gott? Bei Jesus?
Es sind die bewährten Wege des Glaubens, die mir Zugang zum „lebendigen“ Wasser ermöglichen: Die Rückbesinnung auf meine Taufe, Gebet und Stille, Hören auf Gottes Wort, Gottesdienste, Gemeinschaft, diakonische Dienste. Hier komme ich mit Gottes Geist in Berührung. „Lebendiges Wasser“ fließt und richtet mein Leben auf die Ewigkeit aus.
Ich muss also im Leben immer wieder anhalten und mir Zeit für Gott nehmen. Die Möglichkeit dazu habe ich jeden Tag, daheim und oft in der Kirche. Die Quellen sind vielfältig. Und sie versiegen nicht. Herrlich. Weiter geht es im Leben und im Glauben. Weiter geht es mit Gott.
Peter Neubert, Pfarrer in Füssen
Lied EG 399: O Lebensbrünnlein