Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zu den moralischen Appellen des Apostels Paulus
Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an. Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft … Freut euch mit den Fröhlichen, weint mit den Weinenden. Seid eines Sinnes untereinander.
Aus Römer 12,9–16
„Fahr vorsichtig. Komm nicht so spät heim, du musst morgen früh raus. Zieh Dir was über, draußen ist es kalt …“ So lauteten früher die guten Ratschläge meiner Eltern. Tatsächlich kommen mir all die Ermahnungen des Paulus im Römerbrief ähnlich vor. Und so verkehrt ist dieser Vergleich nicht. Doch kommt es darauf an, mit welchem Ohr wir diese Ratschläge hören. Denn während man als Kind vor allem oft davon genervt war, entdeckt man als Erwachsener: Diese Sätze waren nicht dazu da, mich zu bevormunden. Nein, in ihnen steckt viel Liebe und Fürsorge.
Und genau diese Fürsorge treibt auch Paulus immer wieder an, wenn er seine Briefe schreibt. Er sorgt sich um die Gemeinden. Er schreibt das alles nicht, weil er die Leute in Rom bevormunden will. Nein, er schreibt all das aus Liebe und Fürsorge. Weil er will, dass ihr Gemeindeleben gelingt, dass Menschen im Glauben das Heil und eine Heimat finden. Er schreibt all das aber auch, weil er selbst genau das im Glauben erlebt hat. Weil er selbst Jesus Christus so erlebt.
Er erkennt in ihm den liebenden Gott und Vater, der sich Sorgen um seine Welt, seine Menschheit macht. Und der deshalb Mensch geworden ist. Der in Christus vorgelebt hat, wie das aussehen könnte, gelingendes Leben. Ein Leben in geschwisterlicher Liebe, in dem wir uns gegenseitig der Sorgen, aber auch der Fröhlichkeit der anderen annehmen, sie teilen.
Und deshalb gilt: Vielleicht hat Paulus tatsächlich manchmal etwas von liebevoll besorgten Eltern an sich. Und hört sich in all seinen Ermahnungen auch so an.
Und so sind wir hoffentlich in unserem Glauben erwachsen genug, die Fürsorge in diesen Ermahnungen zu hören. Und das gerade in dieser Freudenzeit nach Weihnachten. Der Erscheinung des Herrn zu Epiphanias will uns Licht und Leben bringen. Und wir erkennen hoffentlich, wie wichtig es für unser Leben ist, seine Botschaft immer wieder einzuüben und zu verinnerlichen: Fröhliche Hoffnung, Geduld in Trübsal und das Festhalten am Gebet. Dann nämlich können wir in alle dem auch die große Liebe Gottes zu uns entdecken. Oder um nochmal typische elterliche Worte zu bemühen: Er will ganz sicher alles nur zu unserem Besten.
Kathrin Klinger, Dekanin in Fürth/Nord mit Sitz in Langenzenn
Gebet: Du bist größer als unser Herz, Gott. Größer als all unsere Kleinherzigkeit, Lieblosigkeit, Verzagtheit, Ichbezogenheit. Du bist größer, Gott, und hast uns reich beschenkt. Du lädst uns liebevoll ein: Komm in den Kreis der Befreiten. Die Freude wartet auf dich. Du bist berufen das Gute zu erwarten – und es selbst zu tun. Öffne deine Arme und du wirst umarmt werden. Öffne deine Hände und neues Leben wird dich erfassen. Öffne dein Herz und die Herzlichkeit Gottes wird dich erfüllen. Amen
Lied EG 417: Lass die Wurzel unsers Handelns Liebe sein, senke sie in unser Wesen tief hinein