Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zum Jahresschluss 2024 von Susanne Borée
Unter welchem Stern stand dieses Jahr 2024 für Sie? Waren es Monate der Unsicherheit oder Angst? Der Erstarrung? Begleiteten schöne persönliche Erinnerungen bei Ihnen den Reigen dieses Jahres?
Gerade in Zeiten der Unsicherheit gewinnt die Rückbesinnung auf liebe Traditionen neue Bedeutung. Die Weihnachtslieder stärken uns da den Rücken.
Es gibt unter ihnen aber auch Verse voller harter Kontraste: „Du Kind, zu dieser heil’gen Zeit / gedenken wir auch an dein Leid, / das wir zu dieser späten Nacht / durch unsre Schuld auf dich gebracht.“ Eine weitere Strophe wird noch deutlicher: „Die Welt liegt heut im Freudenlicht. / Dein aber harret das Gericht. / Dein Elend wendet keiner ab. / Vor deiner Krippe gähnt das Grab.“
Dies ist eins der unbekannteren Weihnachtslieder und ein fast vergessener Text Jochen Kleppers: „Du Kind zu dieser heilgen Zeit“ (EG 50). Die hymnenartige (obwohl erst modern komponierte) Melodie hat sicher nicht zur größeren Verbreitung beigetragen. Es entstand in der Weihnachtszeit 1937, zwei Tage nach dem bekannten „Die Nacht ist vorgedrungen“.
Wenige Monate zuvor hatte noch sein Roman „Der Vater“ über den Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. erscheinen können, der schnell große Verbreitung fand. Doch darauf folgte sein aus der Reichsschrifttumskammer. Die Nazis waren darauf aufmerksam geworden, dass seine Ehefrau Jüdin war. Er musste von nun an Sondergenehmigungen für jede gedruckte Seite beantragen. Das wurde höchstens nach zermürbender Wartezeit erteilt. Das relativiert unsere eigene Lage deutlich.
Bekanntlich sind „Krippe und Kreuz aus demselben Holz“ geschnitzt – Jesus kam wohnungslos in die Welt und wurde am Ende grausam hingerichtet. Doch die christliche Botschaft greift von da aus noch tiefer.
Noch führten die Kleppers ein gastliches Haus und konnten dort in weihnachtlicher Idylle feiern. Aber sie spürten die Ablehnung von außen. Sorge und Beklemmung machten sich in ihnen breit.
Nicht in der weihnachtlich beschaulichen Idylle, erst bei der Auferstehung „dann erst ist ohne Bitterkeit / das Herz uns zum Gesange weit.“ So schließt Klepper.
Schaffen wir es bis dahin durchzudringen? Die Redaktion wünscht Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest! Und möge das neue Jahr 2025 unter einem guten Stern für Sie stehen!