Wie das Religionspädagogische Zentrum gewohnte Werte in der Adventszeit hochhält
„Der Weg wird sich zeigen!“ Da ist sich Gerlinde Tröbs sicher. Die langjährige Referentin am Religionspädagogischen Zentrum (RPZ) Heilsbronn sieht bereits jetzt den Beginn vieler Veränderungen in den Weiten des Religionsunterrichts. Die Stellen für die Arbeit mit Jugendlichen umfassen zunehmend ganze Regionen: Religionspädagoginnen oder Katecheten müssen ihren Auftrag zwischen immer mehr Gemeindehäusern und Schulen eines Dekanats oder einer Region ihrer heimischen Großstadt aufteilen.
Der Ganztagesbereich in Schulen wird ausgebaut: Lassen sich da nicht Arbeitsgemeinschaften und Neigungsgruppen auch im gesellschaftspolitische Bereich unter religiösen Fragestellungen anbieten? Und wie sieht es mit dem ökumenischen Religionsunterricht aus?
Es sind also vielfältige Herausforderungen, die dem Reli-Unterricht und dem RPZ in naher Zukunft begegnen werden: Da lässt sich durchaus eine Brücke schlagen zu dem „Weg nach Bethlehem“, auf dem die hochschwangere Maria, der vielleicht noch immer zweifelnde Josef oder überraschte Hirten unterwegs waren.
Ruhe im Advent finden
Eine eigene Meditationswoche gestaltete Gerlinde Tröbs bereits dazu. Wesentliche Zugänge dazu wird sie erneut beim Weihnachtsgottesdienst im Münster Heilsbronn allen rund 80 Mitarbeitenden des RPZ eröffnen. Mit der Andacht kurz vor dem 4. Advent beginnt dort die Ruhe der Weihnachtszeit nach den vielfältigen Erfahrungen und kraftzehrenden Wegen der Adventszeit.
Traditionell gestalten den Gottesdienst neue und scheidende Mitarbeitende. Gerlinde Tröbs hat zwar fast noch ein ganzes Jahr vor sich, doch zum 1. Dezember 2025 wird sie voraussichtlich in Rente gehen – und damit ist es wohl ihr letztes Weihnachtsfest als Referentin im RPZ. Nun gestaltet sie die Feier zusammen mit einem Team.
Seit dem Jahr 2000 engagiert sie sich dort, nachdem sie zuvor zehn Jahre in der Schule tätig war. Anschließend leitete sie zwei weitere Jahre am Evangelischen Forum in Ansbach Mutter-Kind-Gruppen an und unterrichtete an der Fachschule für Heilerziehungspflege.
In Heilsbronn übernahm sie zunächst die praktische Ausbildung für zukünftige Katecheten und Katechetinnen. Nun kümmert sie sich in einer geteilten Stelle um Religionslehrkräfte in den ersten Dienstjahren sowie Mitarbeitende für die Ganztagsschule. Gleichzeitig übernahm sie lange regelmäßig Schulklassen im Religionsunterricht, um die Erdung dort nicht zu verlieren.
Und sie gestaltet die Meditationswochen am RPZ – ebenfalls im TeM. Das sei auch für staatliche Reli-Lehrkräfte „oft noch die einzige Möglichkeit länger aus dem Gewühle“ des Schuldienstes herauszukommen. Eine Woche dafür sei dringend notwendig: Bis zum Mittwoch kämen die Lehrkräfte mental immer noch an – und ab Donnerstag stehe dann regelmäßig die Frage im Raum: „Was kann ich für die Schule mitnehmen?“
In diesem Jahr bot sie bereits Anfang November die Meditationswoche an: zur Ankündigung der Geburt Jesu an Maria und dem Impuls „sich im Herzen berühren lassen“.
Doch es werde immer schwierger, Lehrkräfte für eine solche Zeitspanne für Fortbildungen freizustellen, dies bestätigt auch Dr. Patrick Grasser. Der Diplomreligionspädagoge leitet das Referat Bildung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern am RPZ und gestaltet die Öffentlichkeitsarbeit dort mit. Tagesveranstaltungen oder Onlinekurse (vorzugsweise am Nachmittag oder abends) ließen sich für Lehrkräfte viel einfacher in den Alltag einbauen. Doch sie fänden dabei kaum eine wirkliche Auszeit für die Seele! Und sie erfahren wenig vom Rhythmus, den das RPZ am mittelalterlichen Münster atmet.
Religionslehrkräfte könnten auch nur weitergeben, wovon sie selbst geschöpft haben, so Gerlinde Tröbs. Wie können die Lehrkräfte ein wenig Ruhe hineinbringen „in die unruhige Zeit des Advents“? Wie gestalten sie diese besonderen Wochen
im Religionsunterricht? Ganz zu schweigen von den Schulandachten und -gottesdiensten, bei denen gerade in der Vorweihnachtszeit ihre Erfahrung in den Schulen gefragt ist. Oder die wöchentliche Viertelstunde, in denen sich etwa in Grundschulen die Klassen versammeln, um gemeinsam eine Kerze anzuzünden.
Trotz des Atems der Jahrhunderte lebt das RPZ gleichzeitig im aktuellen Rhythmus des Schuljahres: Im Herbst beginnen natürlich die Kurse eines neuen Jahrgangs bei der Ausbildung der Religionslehrkräfte. Sie lernen die Möglichkeiten des RPZ kennen – und erfahren Grundlegendes über die Bibliothek sowie der Online-Angebote. „Vom Anfang des Schuljahres bis zu den Weihnachtsferien haben wir die höchsten Zugriffszahlen“, erklärt Bibliothekarin Stefanie Schilling, die außerdem die RPZ-Homepage gestaltet.
Kurz vor Weihnachten würden sicher – wen wundert es – neben der Zeit kurz vor den Sommerferien die meisten Filme gezeigt. Ihre Qualität sei von der Medienzentrale geprüft. Und die Multiplikatoren der bayerischen Landeskirche haben kostenfrei Zugriff darauf. Auch die Homepage will bald ein neues farbliches und inhaltliches Konzept wagen, getreu dem Motto: „Bewahren, was gut ist – aber aufbrechen in Neue“.
Auch die Reli-Lehrkräfte sollen immer mehr neue Kompetenzen mitbringen, fügt Patrick Grasser hinzu: Verwurzelt in ihrer Konfession sollten sie beim ökumenischen Religionsunterricht auch die andere zum Leuchten bringen. Diese Ökumene gestalte sich jedoch meist „unproblematisch“, ganz nach den praktischen Erfordernissen, weiß Gerlinde Tröbs. In den Diasporagebieten gäbe es längst nicht mehr an jeder Schule eine Religionslehrkraft der Konfession, die sich jeweils in der Minderheit befindet. Pilotprojekt sollen herausfinden, was sich auf die „Gesamtlandschaft übertragen“ lasse, ergänzt Tröbs.
Selbst das RPZ ist längst ökumenisch ausgerichtet: Stefanie Schilling etwa bringt ihre katholischen Kompetenzen ein. Und die Mitarbeitenden werden den Weihnachtsgottesdienst mit Gerlinde Tröbs feiern. Sicher zeigt ihnen ein Stern den Weg nach Bethlehem.