Hoffnungsvoll und singend in die Zukunft blicken

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Adventliche Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Regionalbischöfin Gisela Bornowski

Was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben. Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid, wie es Christus Jesus entspricht, damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus. Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre. Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.

Römer 15,4–13

Im Advent denke ich oft an meine Kindheit zurück. Und seit ich Enkel habe, sind diese Erinnerungen noch präsenter. Der Adventskranz, die leuchtenden Sterne, Plätzchen und Punsch, aber vor allem die Lieder, das gemeinsame Singen versetzen mich in eine erwartungsvolle Stimmung. Jetzt beginnt eine besondere Zeit, eine heilige Zeit. 

Die Adventshoffnung ist keine vorweihnachtliche Stimmung, die mich erfasst, sondern sie hat ein Fundament, ein biblisches Fundament. Paulus sagt, wir dürfen die Geduld und den Trost der Heiligen Schrift erspüren und leben. Und das macht uns Hoffnung. 

In der römischen Gemeinde gab es Spannungen zwischen den Gläubigen jüdischer und heidnischer Herkunft. Diese Gruppen standen sich argwöhnisch gegenüber. Die einen wollten die Tradition und die jüdischen Gesetze bewahren, die anderen lieber neue Wege im Glauben gehen. Paulus wollte vermitteln und versöhnen. Er sagt: Gott ist ein Gott der ganzen Welt, für Juden wie für Heiden. Er schickt Jesus, den Messias, der alle Menschen und Völker zusammenführt und Frieden schafft. In ihm liegt die Kraft, mich selber und andere anzunehmen. Immer wenn das gelingt, wird Christus unter uns sichtbar und seine einende Kraft spürbar. Ein Zeichen für diese Hoffnung ist für Paulus das gemeinsame Gotteslob: „dass ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt“. 

Allein das ist eine schöne Erwartung, dass alle miteinander Gott loben. Gott wird die Menschen zusammenführen, einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, ohne Streit und Krieg, mit Frieden und Gerechtigkeit. Das ist sein Versprechen. An den Gott, der für diese Hoffnung steht, halte ich mich gerne. Er wird mir auch zuversichtliche Geduld schenken. 

Wo wir schon heute aus dieser Hoffnung leben, bleiben wir davon nicht unberührt. Paulus beschreibt, wie diese Hoffnung die Menschen und die Gemeinde in Rom verändern kann: Ihr könnt aufeinander zugehen und euch gegenseitig unterstützen. Schaut darauf, was die anderen brauchen. Und dann könnt Ihr auch miteinander Gott loben. Denn miteinander ist Euer Gotteslob besonders schön. Wenn ich erlebe, wie Menschen einander annehmen – trotz mancher Unterschiede, vielleicht sogar nach einem Streit, stärkt das meine Hoffnung auf den Gott des Friedens. Dann freue ich mich und hoffe auf noch mehr. Und ich staune, was Gott alles vermag. 

Im Advent singen wir mehr als sonst, überall ertönt Musik. Im Singen und Musizieren, im gemeinsamen Gottes Lob wird unsere Hoffnung groß. Wir können manches hinter uns lassen, was uns beschwert oder auch trennt. So wächst nicht nur die Hoffnung, sondern auch die Freude und der Friede im Herzen. 

Gisela Bornowski, Regionalbischöfin im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg

Gebet: Gott, wir dürfen dich ersehnen, auf dich hoffen, über dich staunen. Du kommst zu uns in diese Welt, um sie zu heilen. Stärke uns in der Hoffnung auf dich, den Friedensbringer. Schenke uns Trost und Geduld, wenn wir an dir und deinem Frieden zweifeln. Und lass uns dich loben als Schwestern und Brüder in Jesus Christus. Amen