Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt von Inge Wollschläger zur Einführung der Kirchenvorstände
Mittlerweile sind wahrscheinlich alle neuen Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher in den Dienst ihrer Kirchengemeinden eingesegnet worden. Bei den meisten gab es sicherlich einen schönen Gottesdienst dazu.
„Meine Mutter hat endlich ihr Amt abgegeben!“, sagt meine Freundin. Sie klingt erleichtert und hofft, dass ihre Mutter zukünftig nicht mehr ganz so viel zu tun hat wie bisher. Aber so ganz will sie es nicht glauben. Denn schon hat sie ihre Mutter dabei „erwischt“, wie sie – wie eh und je – die Kirche adventlich geschmückt und die Blumen auf dem Altar arrangiert hat.
In einer Zeit, in der Gemeinschaft und Solidarität in unserer Gesellschaft oft auf die Probe gestellt werden, spielen engagierte Kirchenmitglieder – ob mit oder ohne offizielles Amt – eine unverzichtbare Rolle. Sie sind das Herz und die Seele ihrer Gemeinden.
„Ich glaube meine Mutter möchte halt, dass es in der Kirche genauso hübsch aussieht, wie zuhause. Das ist ihr wichtig. Und sie will, dass alles gut funktioniert. Es ist ihre Art zu zeigen, wie wichtig ihr der Glaube ist“, sagt die Freundin.
Der Preis war früher hoch: Die Mutter schmückte die Kirche, der Vater spielte die Orgel. Advent und Weihnachten eilten die Eltern zwischen der Familie und „der Kirche“ hin und her. Erst der Gottesdienst – dann die Bescherung im Familienkreis. Alles ein bisschen in Eile, weil der nächste Gottesdienst bald anfangen würde.
Die Eltern der Freundin haben viel bewirkt in ihrer Kirchengemeinde. Wie das alles in der Zukunft wird, weiß kein Mensch. In vielen Gemeinden war es schwierig genug, Menschen für das Amt des Kirchenvorstand zu gewinnen. Die „Jungen“ fehlen oft wegen familiärer oder beruflicher Herausforderungen. Sie wollen nicht noch ein Ehrenamt, dass die bindet.
Für den Adventsbasar hat die Mutter einen Kuchen gebacken Schön fluffig ist er geworden. Genauso, wie ihn alle mögen. Ob es ihr einer genügend dankt? Hoffentlich! Leider bemerken wir meistens erst zu spät, wie schön der Schmuck, wie lecker die Kuchen oder bunt die Sträuße waren, wenn keiner sich mehr darum kümmert. Es liegt an uns allen, dieses Engagement wahrzunehmen, zu unterstützen und dafür zu danken, meint ihre