Eine Glosse von Susanne Borée im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern
„Sind ein paar Hoffnungen zerronnen? / War dies und jenes Lug und Trug?“ So sang der Liedermacher Reinhard Mey bereits vor Jahrzehnten in seinem Lied „Ich denk‘ es war ein gutes Jahr“. Da war 2024 geradezu denkwürdig! Soviel zeigt schon dieser frühe Rückblick – trendgetreu schon lange vor Silvester. Da braucht man gar erst nicht die Gaben des Nikolaus abwarten!
Besonders gelungene Treffen im ansonsten trüben November sind inzwischen Klima- oder Artenschutzkonferenzen! Zu ihnen fliegen Zehntausende hin – und zwar eher nicht im Schlitten des Weihnachtsmannes, den die luftigen Rentiere halbwegs biologisch „über den Wolken“ halten.
Am eindrücklichsten richten diese Riesen-Partys nun Diktaturen, instabile Länder und Exportnationen fossiler Energien aus! Von Aserbaidschans Öl- und Gas-Exporten lohnt sich nicht zu reden. Auch Kolumbien ist zu knapp 50 Prozent seiner legalen Exporte von Erdöl und Kohle abhängig. Kaffee, Kakao und Co., die man altmodischerweise mit dem Land verbindet, sind da eher Randprodukte.
Kokain von dort ist nicht gelistet, da illegal. Es könnte aber die Statistik durcheinanderwirbeln. Ebenso wie die Stabilität dort und unser Realitätsempfinden in Europa, wohin der meiste Stoff geht.
Nächstes Jahr zieht der Tanz auf dem Vulkan der Klimakonferenzen weiter nach Brasilien. Achtung! Das Land könnte vergleichsweise zu stabil sein und zu wenig abhängig von Gas- und Ölexporten (nur gut 16 Prozent, wie mich Dr. Google nach einer Blitzrecherche – aber nachhaltig! – im Netz aufklärte). Nachher gibt es da noch eine Einigung über angemessene Ausgleichszahlungen an ärmere Länder, die von Klimakapriolen betroffen sind. Oder wirklich nachhaltige Ideen zu den Klimazertifikaten! Brauchen wir solche Gaben?
Sie könnten richtig teuer werden für uns Industrienationen! Oder tatsächlich einen Wandel in Gang setzen. Noch können wir weiter singen: Und weiter heißt es in Meys Text: „Hab nichts verloren, nichts gewonnen / So macht mich auch kein Schaden klug.“ Wozu Konsequenzen aus den Überschwemmungen und Dürrzeiten ziehen, die allein schon unser Land heimgesucht haben?
„Zurück in die Zukunft“ lautet wohl auf immer mehr Gebieten der aktuelle Trend. Abwehrreflexe vor weiteren Verlusten bestimmen unser Wahlverhalten. Ob die Demokratie wohl in diesem Jahrhundert über ´33 hinaus weiterlebt? Lieber weiter auf dem Vulkan tanzen wie die Schickeria vor einem knappen Jahrhundert, die damals schon fröhlich mit Kokain experimentierte.
„Nichts bleibt von Bildern, die zerrinnen“. Wozu noch in persönlicher Entwicklung voranschreiten? „Mir bleibt noch im Kamin ein Feuer“ (Da lässt sich erst einmal Schadholz aus trockenen und schädlingsgestressten Wäldern verwenden – und dann kommt es halt aus den Urwäldern) „Und ein paar Flaschen junger Wein.“ Prost, Herr Mey!
„Mehr Reichtum wär mir nicht geheuer / Und brächte Sorgen obendrein. “ Mehr als zwei Drittel der Menschen in Deutschland lehnte laut „Süddeutscher“ Mitte 2024 persönliche Belastungen für den Klimaschutz ab. Lieber ins Vergessen investieren. Schließlich braucht der Nikolaus seinen rußigen Schornstein, um dem traditionellen Brauchtum zu genügen – bevor er weiterfliegt.