Editorial von Inge Wollschläger im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern zum Ewigkeitssonntag
„Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen.“ So heißt es im Matthäusevangelium im 24. Kapitel mit der Überschrift „Jesus spricht über die letzte Zeit und das Gericht Gottes“.
Aktuell gibt mehr Dunkelheit als Licht. Dagegen habe ich mir wunderschöne Kerzen gekauft.
Eine Bekannte schenkt eine Tüte mit Lageräpfel aus ihrem eigenen Garten und in den Nachrichten hört man von Menschen, die Hunger leiden und nicht wissen, wie sie an sauberes Trinkwasser kommen.
In meinem Nachbarhaus höre ich ein kleines Kind laut lachen. Vorgestern war ich auf einer Beerdigung.
Spüren Sie auch diesen Widerspruch? Da das Werden – dort das Vergehen. Da die Freude und die Lebenslust – und dort die Mahnung, dass das alles keinen Bestand haben wird.
Was wird bleiben, wenn Himmel und Erde vergehen? Bleiben all unsere Erfahrungen bestehen? Das gesammelte Wissen, die Persönlichkeit eines jeden von uns? Unsere Freude und Liebe unter den Menschen?
Himmel und Erde werden vergehen. In diesem Bewusstsein zu leben bedeutet nicht, dass ich mich nicht am Diesseits freuen darf. Ganz im Gegenteil. Meine Freude am Leben soll dadurch nicht geschmälert werden. Und ich darf mich immer wieder auf den Grund dieser Freude – auf den Geber der guten Gaben besinnen – der so viel größer ist als seine Geschöpfe und der trotzdem uns unendlich nahe zu sein scheint: In jeder Blume, im sorglosen Kinderlachen, im Glanz der Sterne und in unserem Begegnungen. In allen freundlichen Augenblick zeigt er uns seine Gegenwart. Und er lässt uns – auch wenn wir vergehen – nicht aus seiner Hand und seiner Liebe.
Der österreichische Priester und Buchautor Martin Gutl schrieb den 126. Psalm neu. „Wenn Gott uns heimführt aus den Tagen der Wanderschaft, uns heimbringt aus der Dämmerung in sein beglückendes Licht, das wird ein Fest sein! Da wird unser Staunen von neuem beginnen. Wir werden Lieder singen. Wir werden singen, tanzen und fröhlich sein: denn Er führt uns heim: aus dem Hasten in den Frieden, aus der Armut in die Fülle. Wenn Gott uns heimbringt aus den engen Räumen, das wird ein Fest sein! Keine Grenze zieht Er uns mehr. Wer liebt, wird ewig lieben!“