Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Inge Wollschläger
Heute möchte einem Leser von Ihnen ganz besonders von Herzen danken. Und das kommt so: Wir hatten uns gerade vor die Kirche hingesetzt. Mein Kollege packte die „Futtertasche“ für eine gemeinsame Mittagspause aus. Brötchen, Wiener Würstchen und ein bisschen Kartoffelsalat. Ich stellte eine Limo auf den Tisch. Die Sonne schien heiß auf uns herab. An der Straße stelle ein Mann sein Auto ab, unser Mesner kam vorbei und plauderte mit uns. Wir waren vergnügt und guter Dinge.
Da kam der Mann aus dem eben abgeschlossenen Auto auf uns zu. Ob wir hier arbeiten würden? Der Kollege bejahte es. Ich überlegte schon, ob mit dieser
Frage die gemütliche Mittagspause sein Ende genommen haben würde. Eine Frage ist oftmals wie ein Rudeltier. Direkt neben der Kirche würden sich weitere Fragen durchaus stellen – nach Architektur, Programmen, Gottesdienstzeiten und was es da nicht alles noch wissenswertes geben könnte.
Aber all das wollte der Mann gar nicht wissen. Er fragte mich nach meinem Namen und freute sich, dass er sich scheinbar nicht geirrt hatte. „Wissen sie – ich bin Sonntagsblattleser und lese gerne ihr Editorial. Das ist immer so aus dem Leben gegriffen. Ich hab sie vom Bild her erkannt. Und da dachte ich, ich bedanke mich mal rasch dafür!“ Liebe Leserinnen und Leser – ich bin relativ selten sprachlos. Hier war ich es. Die Sonne schien immer noch vom Himmel – aber jetzt direkt in mein Herz. Was für ein schöner Moment, den ich mir mit meinem – durchaus auch existierendem Kleingeist – nicht ansatzweise hätte vorstellen können. Ein plötzliches Lob, eine unerwartete Wertschätzung ist so unglaublich tief gehend.
Meine Kollegin und Kollege sowie ich schreiben hier Woche für Woche. Wir schreiben gerne und in einen offenen Raum. Wir schreiben in der Hoffnung, dass unsere Gedanken von Ihnen, lieber Leserinnen und Leser getragen oder vielleicht sogar auch geteilt werden. Aber ob das passiert? Wir wissen es nicht. Bis zu so einer flüchtigen und schönen Begegnung.
Ich danke ihnen also sehr, lieber fremder Mann, dass sich mich angesprochen haben. Sie haben mich sehr glücklich gemacht.
Vielleicht wäre die Welt ein besserer Ort, wenn wir unsere Wertschätzung und das Lob viel mehr mit anderen teilen würden. Es tut einfach gut.