Auf den Antrieb kommt es an

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt über christliche Motivation

Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! er Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. ind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, da wir ja mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben werden. 

Römer 8,14–17

Ich beobachte ein Segelboot. Elegant gleitet es über die See. Mir erscheint diese Fortbewegung durch die unerschöpfliche Energie des Windes einfach genial. Natürlich weiß ich, dass Segeln zwischen stürmischen Winden und Flauten oft alles andere als mühelos ist. An dem Segelboot sehe ich aber, wie wichtig der Antrieb ist. Für alle Bewegung braucht es Energie. Auch für mich selbst ist es entscheidend wichtig, woher die Energie für mein Leben kommt. Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Für Paulus ist Gottes Geist die Triebkraft, der Wind in den Segeln des Lebens, weil Gott die schöpferische Energie schlechthin ist.

Paulus lädt ein, das Leben durch die Energie Gottes antreiben zu lassen. Als Kind Gottes verwandelt sich die Welt, weil mein Leben im Kraftraum von Gottes Geist daheim ist. Ich werde heimisch in meinem Leben als sein Geschöpf. 

Das persönliche Verhältnis zu Gott, die Vertrautheit mit der ich ihn als Abba, als liebevollen Papa anspreche, bestimmt so, wie ich das Leben wahrnehme. Das hat mehrere Aspekte:

Als Kind Gottes gehöre ich zu seiner Familie und Familie bleibt immer Familie, was auch geschieht. Kind Gottes sein bedeutet, verlässlich von ihm geliebt zu werden, ohne dass ich mir diese Liebe immer wieder neu verdienen muss. Gottes Ja aus der Taufe bleibt gültig.

Als Kind Gottes bin ich nicht unselbstständig oder gar unmündig. Angesprochen bin ich als Erwachsene. Ich begegne Gott auf familiärer Augenhöhe locker und unbekümmert. Einem Knecht, einem Befehlsempfänger, der an seiner Leistung gemessen wird, kann immer das Urteil nicht ausreichend drohen. Leben als Kind Gottes dagegen ist von Gottes Zutrauen getragen. So geliebt zu sein, macht frei zu eigenem verantwortlichen Handeln. 

Als Kind Gottes lebe ich mein Leben in einem familiären Schutzraum. Die Frage, was kommt als nächstes ist derzeit für viele Menschen Quelle der Sorge und der Furcht. Wie geht es weiter mit mir? Wie ist das mit dem Krieg? Welchen Ereignissen und Mächten bin ich ausgeliefert? Im Schutzraum der Familie Gottes ist mein Leben ausgerichtet auf die Herrlichkeit Gottes. Sie glänzt schon jetzt immer wieder auf und sie wird dann uneingeschränkt kommen. Das Leben kann noch so stürmisch daherkommen, Flauten können mein Leben mühevoll erscheinen lassen, bei Gott bin ich herrlich aufgehoben.

Wie ernst es Gott als Vater ist, sehen wir an seinem Sohn Jesus Christus. Durch Leiden und Tod hindurch ist Jesus Christus der Lebendige. Auf den Antrieb kommt es an. Gott ist unerschöpfliche Energie im Segel meines Lebens. 

Dekanin Ursula Brecht, Neustadt/A.