Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von Inge Wollschläger
„Ich wollte es doch nur gut machen!“, sagt die Bekannte. Auf dem hübsch geschmückten Tisch, der zum Buffet umgebaut ist, stapeln sich die Leckereien: Kuchen und Aufstriche, verschiedene Salate, selbstgebackenes Brot, kleine Dessert-Schalen mit Köstlichkeiten und in der Mitte steht ein riesiges Glas mit Erdbeerbowle. „Ihr sollt euch alle wohlfühlen!“.
Sie sieht ein bisschen erschöpft aus. Die hübsche Dekoration und das leckere Essen schütteln sich eben doch nicht locker aus dem Ärmel. Ihr runder Geburtstag, den sie mit vielen Freunden und Bekannten feiern wollte, ist für sie vor allem eines: Stressig.
Mir bleibt im Kopf dieses „es gut machen“ wollen.
Bei fast allen Menschen, die ich kenne, habe ich diesen Anspruch schon gehört: Egal was ich mache – ich will es gut machen.
Aber: was ist denn „gut genug“? Die meisten haben darauf keine Antwort. Und auch ich würde mir schwer mit der Antwort tun. Denn natürlich will auch ich alles, was ich mache „gut machen“ – ohne recht zu wissen, was es konkret bedeutet. Gleichzeitig schleicht sich aber auch eine gewisse Angst ins Herz, es eben nicht zu sein.
Unsere Ansprüche an uns selbst sind riesig. Egal was es ist: wir müssen es gut machen. Den Tisch hübsch decken und unsere Wohnungen und Häuser aufräumen. Wir wollen es gut machen, wenn wir unsere Freundschaften pflegen und im Beruf sowieso. Wir trainieren unseren Körper und wollen es gut machen und wir suchen die besten Geschenke für unsere Lieben aus.
Wann ist etwas „gut genug“? Welche Maßstäbe habe ich im Kopf, die ich vielleicht auch nie
erreichen kann – egal wie sehr ich mich anstrenge. Und wieso schwebt dieses nicht näher definierte „gut machen wollen“ über den meisten von uns?
Denn die Frage ist doch: Ist es echt, was ich mache? Mache ich es aus vollem Herzen und ganzer Seele? Warum können wir es nicht so machen, dass es sich für uns gut anfühlt? Würde das nicht vielleicht reichen?
Im Falle meiner Bekannten mit dem riesigen Buffet kann ich zumindest sagen: Sie hat es gut gemacht. Mehr als gut. Eher zu viel. Sie hat uns alle damit beeindruckt, die wir zu Gast waren. Ihr Preis war ihre Erschöpfung an ihrem Ehrentag. Uns wäre auch ein Butterbrot „gut genug“ gewesen.