Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern von der Kommissarischen Chefredakteurin Susanne Borée
Der Duft entführt mich in einen Sommergarten: Es ist früher Morgen, noch ist es lau. Ein sanftes Lüftchen kommt auf – schwül soll es heute nicht werden.
Ganz im Gegensatz zu meinem Büro, aus dem ich die Hitze nicht mehr durch Lüften herausbekomme. Draußen ist es fast noch stickiger. Am Himmel wird es zwar zunehmend düster, doch das erlösende Gewitter kommt und kommt einfach nicht.
Noch einmal schnuppere ich an meinen Handgelenken: Denn ich habe sie mit Rosenöl benetzt. Das wirkt beruhigend und entspannend bei Stress und hellt eine gedrückte Stimmung auf, so lese ich es allerorten. Grund genug, mir gerade für die schwülen Sommertage ein Fläschchen mit Rosenöl zu besorgen. Der Duft hebt zwar nicht die drückende Hitze in meinem Büro auf, bringt aber neben vielen Erinnerungen auch bunte Bilder mit sich – leicht wie die Schmetterlinge.
Düfte dringen direkt ins Gehirn. Das brauche ich gar nicht zu recherchieren, sondern erfahre es direkt an mir. Sie wecken ungehindert und ungeschminkt Erinnerungen und Bilder.
Doch sie können natürlich auch schnell abstumpfen oder gar Allergien wecken, wenn sie zu intensiv gebraucht werden – oder gar billig und synthetisch nachgemacht sind. Da ist ein sorgsamer Gebrauch gefragt. So stehen sie auch als Sinnbild für einen achtsamen Einsatz ihrer Kräfte.
Der Genuss des Rosenduftes war lange Zeit ein besonderer Luxus. Denn als Naturprodukt hat Rosenöl seinen Preis: Für einen Liter dieser Essenz werden ganze vier Tonnen Rosenblätter benötigt, so lässt sich schnell recherchieren. Bis zu sieben Mal muss es destilliert werden. Erst danach kann sich sein beständiger und besänftigender Duft so richtig entfalten.
Schließlich riecht es nicht nur gut, sondern wirkt wie viele Essenzen durch heilende Kräfte: Lavendelöl etwa soll beruhigend wirken, Thymian aktivierend, Orangen- und Zitronenöl bringt Lichtigkeit.
Und einige Öle beugen sogar leichteren Infektionen und Erkältungskrankheiten vor. In den Aromen findet sich die heilende Wirkung von Heilkräutern und Gewürzen: Thymian, Salbei und Zitronenmelisse, sind da nur einige Beispiele. Lavendelöl hilft bei Verbrennungen und Brandblasen, lese ich – oh nein, das will ich wirklich nicht ausprobieren müssen! Lieber verliere ich mich weiter in meinem Rosentraum!