Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt zu den Offenen Kirchen
Einmal lachte ich sehr über ein Comicbild. Es war ein Kirchenraum zu sehen und darunter stand: „Wenn es Ihnen zu warm ist, kommen Sie in die Kirchen.“ Immerhin: Abkühlung als eine Art „Lockmittel“ um Menschen überhaupt mal wieder – gerade wenn es draußen heiß ist – in eine Kirche zu bringen, ist ein humorvolles Argument.
Ich mag Kirchen. Die Realität ist aber auch: Den meisten meiner Freunde ist sie egal. Sie hat keine Relevanz für sie. Vielleicht noch, wenn sie mal heiraten wollten, einen Kindergartenplatz suchten oder eine Kirche im Urlaub besuchen.
Manchmal erzähle ich dann den Freunden, warum mir das wichtig ist. Manchmal erzähle ich ihnen auch, worunter ich „in meiner Kirche“ leide und wie ich mir eine Zukunft vorstellen würde. Es ist natürlich ein Unterschied, ob ich von Kirche als sakralen Raum spreche oder von einem persönlichen Glauben.
Ich beobachte dieser Tage, wie eine junge amerikanische Sängerin, Taylor Swift, in Deutschland Konzerte gibt. Und egal, ob man die Musik mag oder nicht: Die Menschen – gleich welchen Alters oder Geschlecht – tragen Freundschaftsbändchen und singen ihre Lieder Wort für Wort mit. Sie fühlen sich von der jungen Frau verstanden, haben bei diesen Konzerten einen sicheren Raum, in denen sie so sein dürfen, wie sie sind. Es gibt den Ausdruck der „Swift Quarks“. Das sind zwar keine Erdbeben, aber wenn mehr als 50.000 Fans tanzen, bebt die Erde.
Taylor Swift ist ihre Göttin und ich bezweifele, dass Kirchen oder die wenigsten Gemeinden da mithalten könnten. Klar – es gibt viele Unterschiede und es ist möglich, dass der Vergleich hinkt. Trotzdem glaube ich, dass die Botschaft der Bibel so viel mehr zu bieten hätte, als alle Texte einer Taylor Swift. Und dass es schade ist, dass oftmals so wenig Begeisterung bei „Kirchens“ zu spüren ist.
Noch hätte die Kirche genug Mitglieder um ebenfalls kleine Erdbeben auszulösen, wenn alle Christen tanzen würden. Nur – wer tanzt denn heutzutage in der Kirche? Wer kann die Lieder mit schmettern? Woran „erkennen“ wir uns untereinander? Und vor allem: wie erkenne ich bei anderen Christen die große Freunde, Teil einer richtig guten Gruppe zu sein?
Denn wären wir eigentlich nicht mehr erlöst, vergnügt und befreit, als jeder, der ein solches Konzert besucht?