Hoffen auf Gottes Willen und seine Führung

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Editorial von Chefredakteur Martin Bek-Baier zur bisher erfolglosen Bischofswahl

So eine Bischofswahl ist doch etwas ganz anderes als eine säkulare Wahl, etwa in ein Partei- oder Staatsamt. „Die Wahl zur Landesbischöfin beziehungsweise zum Landesbischof ist ein geistiger Prozess“, sagte der stellvertretende Synodalpräsident Hans Stiegler in einer Andacht bei der Vorstellung der Kandidatinnen und Kandidaten etwa eine Woche vor der Wahl. 

Stiegler erinnerte an den Epheserbrief, in dem es heißt, „Gott hat uns erwählt …“ Diese Aussage der Schrift sei tröstlich für die Kandidaten, aber auch für jeden Menschen, der an Christus glaubt, so Stiegler. Und weiter: „Bevor wir eine Wahl treffen, steht lange vorher fest, Gott hat uns seine Stimme gegeben, wir sind sein erwähltes Kind.“

Damit hob Stiegler die Wahl auf eine geistliche Ebene und relativierte gleichzeitig allen menschlichen Erfolg oder Nichterfolg in Anbetracht von Gottes Willen und seine Führung. Trotzdem spürte man eine gewisse Enttäuschung bei den vorzeitigen Rücktritten einer Kandidatin und eines Kandidaten. Aber das ist zutiefst menschlich. Beide betonten, dass es ein gutes Miteinander der vier Kandidaten und Kandidatinnen und mit den Arbeitskreisen der Synode gewesen wäre. Ein geschwisterlicher Umgang sei es gewesen. Es habe Spaß gemacht. Und man habe sehr viel über die Kirche und ihre Menschen gelernt.

Gottseidank, hier zeigt Kirche, dass es in ihr anders zugehen kann als in so manchem weltlichen Bereich. Was in den Gremien, Ausschüssen und inoffiziellen Gesprächsrunden vor und während der Wahl geschah, wissen wir nicht. Aber auch hier scheint diese Wahl fair und demokratisch abgelaufen zu sein.

Es stellt sich die Frage: Wenn wir in Gottes Hand sind und alles letztendlich an Gott Führung liegt, was wollte Gott seinem bayerischen Kirchenvolk mit dieser Wahl sagen, als nach fünf Wahlgängen beide verbleibenden Kandidaten je 51 Stimmen erhalten hatte? Doch dann vielleicht das, dass beide die Richtigen gewesen wären. Beide – ja eigentlich alle vier – wären fähig, für das Wohl der Kirche, diese im Bischofsamt zu leiten. Gewiss: Jede und jeder auf seine Art. 

„Ich bin froh, dass wir eine freie Synode haben, mit der Möglichkeit einer freien demokratischen Wahl“, sagte nach dem sechsten erfolglosen Wahlgang der amtierende Bischof, Heinrich Bedford- Strohm. Und so gibt es einen freien und offenen Ausgang. Fortsetzung folgt. „Schaun mir mal …“