Kunst. Räume. Religion.

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Professor Dr. Peter Bubmann ist der Leiter des Kunstsymposiums und Denkmal der Gebrechlichkeit, Kunstwerk von Benjamin Zuber im Kunstpark des Wildbads Rothenburg. Fotos: Privat/Bek-Baier
Professor Dr. Peter Bubmann ist der Leiter des Kunstsymposiums und Denkmal der Gebrechlichkeit, Kunstwerk von Benjamin Zuber im Kunstpark des Wildbads Rothenburg. Fotos: Privat/Bek-Baier

Orte und Wege ästhetischer Bildung – Kunstsymposium im Wildbad Rothenburg

Zu einem Kunstsymposium von 14. bis 16. März laden in das Evangelische Tagungszentrum Wildbad Rothenburg, die Landeskirche, das Erwachsenenbildungswerk und das Institut für Praktische Theologie im Fachbereich Evangelische Theologie der FAU Nürnberg (IZÄB) ein. Was man unter dem Titel „Kunst. Räume. Religion – Orte und Wege ästhetischer Bildung“ erwarten kann und an wen sich diese Veranstaltung richtet, hat Martin Bek-Baier im Interview mit dem Leiter des Symposiums, Professor Dr. Peter Bubmann vom IZÄB erörtert.

Der Titel „Kunst. Räume. Religion – Orte und Wege ästhetischer Bildung“ klingt sehr speziell. An wen richtet sich das Kunstsymposium?

Peter Bubmann: Diese Veranstaltung richtet sich an alle Interessierten, die über das Verhältnis von Kunsterfahrung und religiöser Erfahrung weiter nachdenken wollen.    Wir haben sie in Kooperation mit dem Erwachsenenbildungswerk frei und offen ausgeschrieben. Es ist aber zugleich eine Lehrveranstaltung an der Friedrich Alexander Universität in Erlangen (FAU), die ich zusammen mit meiner für Kunst zuständigen Kollegin Ute Verstegen anbiete. Elf Studierende haben sich vorbereitet und werden sich mit einbringen. Dazu kommen Forschende, die jahrelang im Interdisziplinären Zentrum für ästhetische Bildung zusammen gearbeitet haben. Dieses Zentrum beendet mit dieser Tagung als Glanzlicht seine Arbeit. 

Bisher waren im Wildbad Kunsttage angeboten, bei denen das jährliche Kunstwerk der „Art residency“ enthüllt wurde. Warum nun diese mehrtägige Veranstaltung?

Man kann sich viel intensiver den Fragestellungen des Verhältnisses von Kunst und Religion widmen, wenn man länger beieinander ist. Dazu kommt, dass das Tagungshaus selber ein Kunstzentrum ist, das für die Kunstwerke der „art residency“ (in etwa: Kunstwohnsitz) Stipendien anbietet. Wir haben einen der Künstler dabei, Benjamin Zuber, der sein Kunstwerk 2021 hinterlassen hat. Es hängen Bilder des Künstler Manfred Mayerle, die uns inspirieren werden. Wir können also die Anregungen, die dieses Tagungshaus und die Künstler bieten, die dort schon gearbeitet haben, mit ins Programm aufnehmen. Dadurch hat die Veranstaltung eine stärkere Wirkung, als wenn man sich nur für ein paar Stunden trifft. Kurz gesagt, das Wildbad Rothenburg ist eine Form von Gesamtkunstwerk, wo Nachdenken, Erleben von Kunst, aber auch gutes Essen und das Ambiente  zusammenhelfen, damit eine Gesamterfahrung entsteht.

Welche Rolle spielen Sie bei diesem Kunstsymposium?

Ich habe es angeregt und habe mir Partner dazu gesucht. Ich bin Gründungsmitglied des Forschungszentrums. Wir hatten noch nie eine Schwerpunkt-Veranstaltung zum Thema religiöse und ästhetische Bildung. Es ist ein schönes Thema zum Abschluss für dieses Forschungsprojekt. Außerdem soll das Wildbad als Kunstort weiter etabliert werden. So nahm das Symposium in Vernetzung mit Helmut Braun, dem Kunstbeauftragten der Landeskirche, Wolfgang Schumacher, dem Leiter der Tagungsstätte und den Verantwortlichen des Zentrums Gestalt an.

Die Tagung ist mit „Kunst. Räume. Religion“ überschrieben. Da stolpere ich über den Begriff „Räume“. Was ist damit gemeint?

In der Lehre vom Gottesdienst, der Liturgik, ist – mittelerweile auch im Protestantismus – klar, welche hohe Bedeutung Sakralräume haben. Damit haben sich etliche Fachleute beschäftigt, unter anderem Klaus Raschzok und Ursula Roth, meine Kollegin in Erlangen, die dabei sein werden. Wir haben also einen Zugang über Kirchenräume. In den letzten Jahren boomt die „Kirchraumpädagogik“, der Versuch Kirchenräume als spirituelle Räume zu erschließen. Es gibt so von kirchlicher Seite her ein neues Interesse an Räumen, die religiöse Erfahrungen anstiften können. Das müssen nicht immer Steinräume sein, das können auch Natur- oder virtuelle Räume sein. 

Dazu kommt noch, dass wir in den Kirchenreformprozessen über „Räume“ nachdenken, in denen religiöse Erfahrungen gemacht werden. Damit sind anregungsreiche spirituelle Räume gemeint.

Und schließlich nähern sich die Theoretiker der ästhetischen Bildung und die Pädagogen intensiv den Raumerfahrungen. Diese spielen bei Lernprozessen eine immense  Rolle. Dazu gehört, dass man in Sozialräume hinausgeht, sich in anregungsreiche Räume begibt, um
Lernerfahrungen zu machen.

Die Räume im Wildbad, der Kunstpark und die Kirche St. Jakob helfen uns, darüber nachzudenken, welche Anregungen Räume in Sachen religiöse Erfahrung bieten. Wir werden auch zu Theaterräumen etwas hören, welche religiöse Erfahrungen das Theater ermöglichen kann.

Ist denn für Sie alles schon klar? Oder erwarten Sie für sich selbst Ergebnisse und Erkenntnisse?

Wir sind alle Lernende und werden inspiriert von den Ideen, die einzelne einbringen und vortragen. Ich persönlich bin gar kein ausgewiesener Spezialist für diese Raumfrage. Das ist eher mein Kollege Raschzok.  Ich komme von der Musik her. Aber auch mich interessieren mehr und mehr diese Raumfragen, da ja jede Musik ihren Raum braucht, um zu klingen. Ich will noch etwas dazulernen, vor allem von Kollegen, die aus historischer Pespektive erzählen werden, wie in der Romantik darüber gedacht wurde. Von den Pädagogik- Professor Christoph Wulf und Jörg Zirfas möchte ich erfahren, wie sie es pädagogisch einschätzen, dass wir auf Räume angewiesen sind, um Lernerfahrungen zu machen.

Ich finde besonders spannend, dass Benjamin Zuber, ein Künstler, der hier sein Kunstwerk hinterlassen hat,  bei der Tagung mit seiner ganz eigenen Wahrnehmung zum Thema teilnimmt. 

Wir wollen ja nicht im wissenschaftlichen Elfenbeinturm verharren, sondern es ist eine Hybridveranstaltung. Also eine reguläre Lehrveranstaltung für Studierende an der Uni, zu der Personen aus anderen Bereichen kommen, wie Künstler und Pädagogen und interessiertes Publikum. Diese unterschiedlichen Gruppen können sich gut ergänzen und befragen. Einerseits wird die Wissenschaft besser vererdet und auf der anderen Seite können auch Kirchenpolitiker oder Kunstbeauftragte der Kirche Inspirationen durch den Kontakt zur Wissenschaft bekommen. Das Wildbad ist dafür ein ausgewiesener kunstfreundlicher und aufgeschlossener Ort.