Bethlehem-Marathon im Advent

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Inge Wollschläger, Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern
Inge Wollschläger, Mitglied der Redaktionskonferenz im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern, Hintergrundbild von Erich Kraus.

Editorial von Inge Wollschläger im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Einmal in meinem Leben hatte ich so einen richtigen Bethlehem- Marathon. Es fing vor dem 1. Advent an und wollte und wollte nicht aufhören. Beruflich war ich sehr eingespannt. Ich hatte keine Zeit, einen Adventskranz zu basteln und ich war immer zu spät, dran, um noch einen in den Geschäften zu kaufen. 

In dieser Zeit betreute ich ein Videoprojekt, bei dem ich Menschen filmte, die von ihren wunderbaren Adventserfahrungen erzählten. Wie sie Plätzchen buken und sich über den Duft überall freuten. Wie sie sich gemeinschaftlich trafen, um Socken zu stricken. Wie sie sich vorlasen und Tee dazu tranken. Ich filmte alles mit und meine – in diesem Jahr – unerreichbare Liste schien mit jeder Geschichte immer länger zu werden. Die heilige Adventszeit war eine äußerst eilige. Manchmal gibt es Zeiten, da kann man nicht mehr aus dem Hamsterrad des Alltags aussteigen. 

Ich erinnere mich, wie ich nach dem Gottesdienst am 1. Advent an meinem Zuhause vorbei radelte – immer weiter und weiter, denn dort hätte ich mich der Tatsache stellen müssen, dass es keinen Adventskranz gab, der Adventsschmuck noch nicht aus dem Keller geholt war, geschweige denn ein Plätzchen zu erschnüffeln wäre. 

Ich saß irgendwo in der Natur und atmete. Es war still. Leichter Nebel hing über der Stadt, in der ich wohnte und Winterkrähen flogen über mir. Ich war sehr erschöpft. 

An diesem Tag fühlte ich mich sehr mit der jungen Maria der Bibel verbunden. Ob es ihr wohl ähnlich ging – so kurz vor der Niederkunft. Der Weg war weit nach Bethlehem und sicherlich kein gemütlicher und erholsamer Spaziergang, Plätzchen und Tee dürfte es auch nicht gegeben haben. Achtsame Vorbereitung: nichts schien weiter von der Realität entfernt zu sein. Maria hatte keine andere Wahl in diesem Lebensabschnitt – ähnlich fühlte ich mich. Ich nahm mir an diesem Tag für die folgende Jahre vor, langsamer unterwegs zu sein. Mich mehr mit der Vorbereitung zu beschäftigen, dessen, was ich für wichtig erachtete: mehr Zeit einplanen, eine Packung Lebkuchen im Haus zu haben und Kerzen.

An diesem Abend vor einigen Jahren stellte ich vier Kerzen auf einen Teller und zündete das erste Licht an. Ich schaute in die Kerze. Es war, als ginge plötzlich eine kleine Flamme in meinem Herzen an. Ganz heimlich war der Zauber von Advent da.