Die Landessynode befasst sich in Amberg vor allem mit den Finanzen
„Geht es nicht auch einfacher und wesentlicher, konzentrierter und profilierter?“, fragt zu Beginn der Herbstsynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern (ELKB) in Amberg die Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel. Ihre Rede steht ganz im Zeichen der Straffung und Kürzung in vielen Bereichen der Kirche. Auch für die Arbeit der Synode gelten die Kriterien des Prozesses „Profil und Konzentration“ (PuK): „Nämlich mit dem rechten Maß auf die Themen konzentrieren, die den Kern unserer Arbeit ausmachen, Profil schärfen, Überflüssiges weglassen und dadurch Freiräume für Neues entdecken“, sagt Preidel.
Traditionell befassen sich die 108 Synodalen bei der Novembertagung mit dem kirchlichen Haushalt für das Folgejahr. Es geht in Amberg aber nicht nur um finanzielle Kürzungen. Es geht auch um kirchliche Strukturreformen. Preidel: „Wenn die ELKB der EKD folgt und wegen zu erwartender geringerer Einnahmen rund 30 Prozent ihres finanziellen Aufwands bis 2030 kürzt, dann muss auch die Landessynode Bereitschaft für Veränderung signalisieren und die Kriterien für Profil und Konzentration auch für sich selbst umsetzen.“ Preidel fordert Prozessabläufe zu vereinfachen, Digitalisierung zu nutzen, das Programm der Synode zu komprimieren und so eine neue Qualität zu erreichen.
Sie rief die Synodalen auf, für die Zukunft die Bereitschaft zum „radikalen Weglassen“ an den Tag zu legen. Es brauche nun nicht nur Analysen, Ideen und Konzepte, sondern konkrete Handlungen. Die Tagung der Haushaltssynoden werden, beginnend mit der aktuellen Synode, in Zukunft verkürzt stattfinden.
Preidel berichtete weiter, dass die Synode bei einer Zukunftstagung in Tutzing im Rahmen von PuK strategische Ziele herausgearbeitet habe. Deutlich sei geworden, dass das Thema „Spiritualität“ eines der wichtigsten der kommenden Jahre werden wird. Aus jener Tagung seien Ziele für die Beschlussfassung der Herbstsynode entstanden.
„Das Leben wird intensiver“, begann Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zu Beginn seines Berichts vor der Synode. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sei er in wechselnden Zuständen zwischen Fassungslosigkeit und einer eigenen durch den Glauben genährten Widerstandskraft. Die Vollversammlung des Weltkirchenrats habe sich Anfang September in Karlsruhe klar gegen die russische Invasion positioniert. Sie hat den russischen Angriff als „illegalen und nicht zu rechtfertigenden Krieg“ verurteilt und festgestellt, dass Krieg nicht mit Gottes Willen für die Menschheit vereinbar ist und gegen christliche Prinzipien verstößt. Der Bischof dankt allen, die sich um ukrainische Flüchtlinge kümmern, „obwohl die Situation auch bei uns schwieriger geworden ist“.
Auch der Landesbischof nimmt in seinem Bericht auf das Thema Sparen und Kürzen Bezug. Er erläutert, dass der Landeskirchenrat in seiner Februarklausur einen „Fahrplan mit konkreten Sparmaßnahmen“ vorlegen wird, um die geplante Reduzierung des kirchlichen Haushalts bis 2030 umzusetzen.
Bedford-Strohm bittet angesichts der großen Not, den die Energiekrise bei Geringverdienern und armen Menschen hervorrufe, alle Dekanate Spendenkonten für eine Wärmewinter-Aktion bekannt zu machen, damit die Spenden dorthin überwiesen werden können. „Diejenigen, die den Energiekostenzuschuss der Bundesregierung von 300 Euro nicht unbedingt für sich selbst brauchen, sollen ihn spenden können für Menschen, die besonders dringlich darauf angewiesen sind“.
Raue Zeiten für die Kirche
„Es wird eine raue Seefahrt“, sagt bildlich gesprochen der landeskirchliche Finanzchef Oberkirchenrat Patrick de La Lanne, bei der Herbsttagung der Landessynode in Amberg. De La Lanne stellte den Haushaltsentwurf für 2023 und den Abschluss für 2021 vor. Über den Haushaltsentwurf muss das Kirchenparlament beraten und beschließen. (Die Beschlussfassung fand nach Redaktionsschluss statt. Bericht folgt).
„Die Segel müssen gerafft werden“, sagt der Finanzchef weiter bildlich gesprochen. Er meint damit, die Landeskirche muss in den kommenden Jahren den Gürtel deutlich enger schnallen. Weil die Zahl der Kirchenmitglieder und damit die Kirchensteuereinnahmen stärker sinken als bislang erwartet, muss die Kirche bis 2030 insgesamt 189 Millionen Euro einsparen. Aktuell steht sie finanziell noch solide da. So sei 2021 ein Überschuss von rund 98,9 Millionen Euro erzielt worden, auch für dieses Jahr rechnet de La Lanne mit einem Plus für rund 35 Millionen Euro und kommendes Jahr mit einem Überschuss von etwa 31 Millionen Euro. Diese guten Zahlen seien vor allem durch „zwei externe Faktoren“ verursacht worden, etwa durch ein deutliches Plus von mehr als 10 Prozent bei den Kirchensteuereinnahmen im vergangenen Jahr.
Man müsse die noch gute Einnahmesituation dazu nutzen, die Kirche „sturmfest“ für die Zukunft zu machen. Die Einnahmen bei der Kirchensteuer bis 2030 auf etwa 770 Millionen Euro pro Jahr einpendeln, sagt de La Lanne. 2021 nahm die Landeskirche noch 802,3 Millionen Euro ein, 2022 rechnet der Finanzchef mit 779,2 Millionen Euro, für 2023 mit etwa 806 Millionen Euro. Die Kirchensteuer mache mit 82 Prozent aktuell die Haupteinnahmequelle der Landeskirche aus, künftig würden deshalb auch „Kollekten und Spenden“ eine „Schlüsselrolle für die finanzielle Zukunft“ der Kirche spielen.
De La Lanne sagt, bei den bevorstehenden Sparzwängen müsse man beispielsweise auch die jährlichen Zuschüsse an die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in den Blick nehmen. Allein 2023 überweise man mehr als 37 Millionen Euro an die EKD. „Die Höhe dieser Summe müssen wir bei Sparrunden ebenfalls auf den Prüfstand stellen“, sagte de La Lanne. Der Finanzchef appelliert an die Synodalen, bei der Debatte um die Zukunft der Tagungs- und Übernachtungshäuser nach mehr als 20 Jahren Debatte Entscheidungen zu treffen, auch wenn diese unangenehm werden.
Trotz der knapper werdenden Finanzmittel will de La Lanne am Großprojekt Evangelischer Campus Nürnberg (ECN) festhalten. Nach aktuellen Berechnungen sei das angestrebte Renditeziel von drei Prozent noch möglich, allerdings seien seit dem Synodenbeschluss von 2020 die zu erwartenden Baukosten drastisch gestiegen. Die Synode hatte damals Gesamtinvestitionen von 177,8 Millionen Euro bewilligt, aktuell rechnet de La Lanne mit Gesamtkosten von 224,5 Millionen Euro – es gibt also eine Finanzierungslücke von 46,7 Millionen Euro. Weitere Berichte folgen.