Voller Hoffnung – guter Hoffnung?

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Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Andacht im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern über die Hoffnung nach dem Zorn Gottes

Zu der Zeit wirst du sagen: Ich danke dir, HERR! Du bist zornig gewesen über mich. Möge dein Zorn sich abkehren, dass du mich tröstest. Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil. Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Brunnen des Heils. Und ihr werdet sagen zu der Zeit: Danket dem HERRN, rufet an seinen Namen! Machet kund unter den Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist! Lobsinget dem HERRN, denn er hat sich herrlich bewiesen. Solches sei kund in allen Landen! Jauchze und rühme, die du wohnst auf Zion; denn der Heilige Israels ist groß bei dir! 

Jesaja 12, 1–6.

Unvergessen: Maria Braun hat sich in einen Besatzungssoldaten verliebt. Sein Deutsch ist recht ordentlich. Maria sagt ihm, dass sie ein Kind von ihm erwartet: „Ich bin guter Hoffnung“. (Hanna Schygulla in Fassbinders Film „Die Ehe der Maria Braun“). Er schaut sie voll Liebe an.

Ein Kind erwarten, das ist ein Zukunfts-Projekt von ungefähr 38 Wochen. Auch das für diesen Sonntag nach Trinitatis vorgeschlagene Gotteswort dokumentiert einen Lobpreis, für den es offenbar zur Zeit seiner Entstehung keinen „Anlass“ gab. Und doch wurde dieses Loblied – sozusagen im Voraus – genau in solch problematischer Zeit geschenkt. Es ist ein Zukunfts-Projekt. Machen wir es zu unserem!

Werden wir fröstelnd die winterlichen Ausgaben des „Sonntagsblattes“ lesen? Werden die Preise alltäglicher Lebensmittel tief in unseren Geldbeutel schneiden? Wird eine einzige Tankfüllung das Monatsbudget für unser Auto aufzehren? Wird es im Gotteshaus so kalt sein, dass wir dort energiefrei Speiseeis lagern könnten? Werden Blasebälge unserer Orgeln reißen? Werden wir beim Erntedankfest über Mindererträge, Missernten und Wasserknappheit sprechen? Wie spärlich muss die Weihnachtsbeleuchtung ausfallen? Die Liste solcher Fragen ist nach unten offen.

Bange Fragen, die wir nicht verdrängen. Ist es schizophren, wenn wir ihnen Gottes unerschöpflichen Reichtum entgegenstellen? „Gott ist mein Heil!“ – „Ich bin sicher und fürchte mich nicht!“ – „Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Brunnen des Heils.“ Nein! Das ist nicht „schizo“, es gehört zu den Vorrechten unseres Glaubens. Wir sind nämlich guter Hoffnung. Amen. 

Pfarrer i. R. Heinz Bogner, Mistelgau

Gebet: Nicht immer sehe ich, lebendiger Gott, was auf mich zukommt. Aber eines weiß ich: Dein Heil entziehst du mir nicht. Denn es ist in Jesus Christus verankert. Amen.

Lied Nr. 602: Vergiss nicht zu danken dem ewigen Herrn