Den Feiertag nicht nur nachholen, sondern heiligen

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Editorial von Chefredakteur Martin Bek-Baier im Evangelischen Sonntagsblatt

Das war die wirkliche Krone der Schöpfung! Nein, nicht der Mensch – wie oft fälschlich behauptet wird –, sondern der siebte Tag, der Sonntag. Das war eine Neuheit in der Weltgeschichte: eine Religion, die einen Tag in der Woche nicht nur als Tag für ihren Gott, sondern auch als Ruhetag für den Menschen schuf. Das Leben soll mehr sein als Arbeit als Alltag. Es soll einen Tag bieten, an dem der Mensch sich selbst und Gott widmen kann.

Im Laufe der Zeit kamen andere Feiertage dazu. Bei uns sind es meist christliche und zwei weltlich veranlagte. Aber auch sie sollen dem Gedenken und vor allem dem Ruhen vom Alltag gewidmet sein.

Was aber wenn der Feiertag auf einen Sonntag fällt? So geschieht es heute, am 1. Mai. Dann reiben sich Arbeitgeber die Hände, die Arbeitnehmer sind um einen Feiertag gebracht und haben logischerweise einen Tag mehr an dem sie malochen müssen.

Daher nun der Vorschlag von Linken-Politikern, solche Feiertage solle man an dem darauffolgenden Werktag nachholen. Vom sozialen Gesichtspunkt her gesehen wäre das tatsächlich überdenkenswert, wenn, nicht einerseits der überwiegende Teil der Feiertage christlichen Ursprungs wären, aber andererseits weniger als 50 Prozent der Deutschen der evangelischen oder katholischen Kirchen angehören würden.

Teile der Politiker fordern ja allzu oft eine Aufweichung des Sonntagsschutzes. Das Verkaufsverbot an Sonntagen und manche stille Feiertage, an denen bestimmte Lokalitäten nicht öffnen dürfen, sind jenen ein Dorn im Auge. Hier zählt allein die wirtschafltiche Sichtweise. Vom Buß- und Bettag, der aufgegeben wurde, um die Pflegeversicherung zu finanzieren, wollen wir einmal gar nicht reden.

Die religiöse Komponente von Sonn- und Feiertagen, dass man Gottesdienste feiert, Gott gedenkt   und am siebten Tage ruht, wie in 1. Mose beschrieben, spielt für viele Menschen keine Rolle mehr. In Deutschland ist nur noch die Hälfte der Bevölkerung christlichen Glaubens. Die christlichen Feiertage nimmt man zwar gerne mit – auch wenn man mit ihnen etwas ganz anderes anfängt, als ursprünglich ihr Sinn und Zweck war. Christi Himmelfahrt, was für viele nur noch Vatertag ist, ist wohl das augenfälligste Beispiel. 

Feiertage nachholen? Gut, dann wäre mein Wunsch, auch ihren wirklichen Sinn ins Bewusstsein zurückzuholen.