Vertrauen auf gute Wege

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Inge Wollschläger, Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern
Inge Wollschläger, Mitglied der Redaktionskonferenz im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern, Hintergrundbild von Erich Kraus.

Editorial im Evangelischen Sonntagsblatt von Inge Wollschläger

Wenn ich meine Freundin am Abend im Nachbarhaus besuche, habe ich es nicht weit: Einmal aus dem Hof, in den nächsten hinein – und dann durch einen „Geheimweg“ durch den Keller direkt in  ihre Wohnung. Man sollte gut Bescheid wissen, damit man die kleine Pforte am Ende des Nachbarhofs nicht übersieht. Ein alter Baum steht direkt an der Gartenpforte, deren dicken Wurzeln einen leicht zum stolpern bringen könnten – wenn man es nicht weiß. 

Es ist sehr praktisch, dass ich fast immer mein Handy dabei habe, in das eine Taschenlampe integriert ist. Dabei ist die gar nicht nötig, wenn ich nur mehr Vertrauen hätte. Denn wenn man durch die Pforte durchgetreten ist und in den Radius des
Bewegungsmelders kommt, flackert die Außenbeleuchtung auf. Ein kleiner Schritt durch die Tür ist nötig und ein wenig „Gehampel“ und schon steht man nicht mehr im Dunkeln und findet seinen Weg ins Haus. 

Ich habe einen großen Fundus an  biblischen Sprüchen in meiner Seele wohnen. Als Pfarrerstochter bin ich damit sozusagen groß geworden. Mein Kopf fängt nahezu selbstständig in solchen Situationen an, Sätze zu sprechen.

„Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“, heißt es in Sprüche 3, 5-6.  

Mein Verstand weiß im Falle des Bewegungsmelders natürlich, dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass er funktioniert. Doch was, wenn nicht? Ein Wackelkontakt oder eine defekte Glühbirne ist durchaus im Rahmen des denkbar möglichen. 

Wie bei so vielem im Leben haben wir das Meiste tatsächlich nicht in der Hand und bewegen uns dennoch mit erstaunlicher Sicherheit durch unseren Alltag. Wir setzen uns auf Stühle und vertrauen darauf, dass sie unser Gewicht aushalten werden. Wir gehen durch dunkle Höfe und erwarten wie selbstverständlich, dass ein Licht angeht. Es sind erlernte  Wahrheiten, die dennoch fehlerhaft sein und nicht stimmen können. 

Wie gut ist es dann, wenn ich weiß, dass es eine noch höhere Instanz gibt, die es gut mit mir meint und auf die ich mich in jedem Fall verlassen kann. Komme, was da wolle.