Lichter in der Adventszeit

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Inge Wollschläger, Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern
Inge Wollschläger, Mitglied der Redaktionskonferenz im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern, Hintergrundbild von Erich Kraus.

Editorial von Inge Wollschläger im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern

Stockfinster ist es, wenn ich morgens mit meinem Fahrrad zur Arbeit fahre. Klar – es gibt Straßenlaternen und das Licht der Autos in der Ferne. Aber auch sehr dunkle Teilabschnitte auf meinem Weg. Wohl dem, der dann ein funktionierendes Fahrradlicht hat – was ich zum Glück habe.

Im Kegel des kleinen Lämpchens fahre ich dann meines Weges. Ja nicht zu schnell, damit man nicht über sperrige Stöckchen oder den Nachbarhund fährt, der plötzlich aus dem Gebüsch springt. Es ist kein schnelles Tempo, das ich anschlagen kann. Eher ein behutsames Annähern an das Ziel. 

Jetzt, in der Adventszeit, sehen wir überall in den Häusern und als Straßendekoration die vielen Sterne. Sie leuchten weit sichtbar. So wie sie an Weihnachten – laut der alten Geschichte – den Hirten auf dem Feld den Weg weisen werden. Auf dem dunklen Radweg jedoch leuchtet mir kein Stern über allem, dem ich folgen könnte und der nicht zu übersehen ist.

Unterwegs in der Dunkelheit

Morgens auf dem dunklen Weg ziehe ich Parallelen: Oft sind es sehr kleine Lichter, die einen auf dem Lebensweg Schritt für Schritt leuchten. Sie leuchten keine weite Strecke aus. Wie viel schöner wäre es, wenn man hin und wieder sehen würde, wie etwas ausgeht, wohin der Weg führt, oder wo man landen wird. Sicherlich hätte sich auch Maria auf dem Weg nach Bethlehem einen großen Lebens-Lichtkegel gewünscht. Und bestimmt auch Josef, der für diese Reise viel Verantwortung auf sich genommen hatte. Sie wussten ebenfalls nicht, was vor ihnen liegen wird. 

Psalm 119 hilft

Vielleicht hatten sie die Kraft und Stärke einer inneren kleinen Lampe und kannten den Satz aus dem 119. Psalm: „Dein Wort ist meine Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege“. 

Auch hier geht es um ein kleines Licht. Ein Licht, das nur den Fuß beleuchtet und den nächsten Schritt – mehr ist es nicht. 

Es ist nicht immer das Große, das Grelle und gut Sichtbare, damit man auf seinem Weg weiterkommt. Es ist nicht immer ein Stern, der über allem aufgeht und leuchtet. Manchmal ist es nicht mehr als eine kleine Funzel, der man folgen muss. Wie schön ist es dann, wann man die Gewissheit eines solchen biblischen Satzes hat und weiß, dass es mit dieser „Fußes Leuchte“ Schritt für Schritt im Leben weitergeht. 

Eine gesegnete Adventszeit mit vielen Lichtern!