Editorial: Den Sturm vorüberziehen lassen

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Inge Wollschläger im Editorial für das Evangelische Sonntagsblatt aus Bayern

Die Diskussion verliefen hitzig. Ein Wort gab das andere. Es wurde laut, Türen knallten. Dann gingen sie unversöhnt auseinander.

Doch der Friede währte nur kurz. Im Zeitalter der modernen Kommunikationsmittel wurde ein Handy Foto verschickt: Eine benutzte Tasse, die nicht in die Spülmaschine gestellt wurde. Ein Zeichen der Nachlässigkeit. Ein tägliches Ärgernis: Nie würde der Kram  weggeräumt. Immer müsse der andere nach räumen. Stets verlasse man sich auf den anderen diesbezüglich. Der Streit ging nach dem Streit also noch weiter. Es war noch nicht vorbei.

Immer gleiche Diskussionen und Streitereien sind den meisten von uns bekannt – gerade, wenn man sich lange vertraut ist. So oft hat man schon darum gebeten, dass auf dieses oder jenes Rücksicht genommen werden könnte. Gehofft, dass der andere doch merken würde, dass genau das einen auf die Palme bringt. Aber nein! Rücksichtslos und nachlässig gehen wir mit dem anderen um.

Was ist zu tun, wenn die Wut so hochgekocht ist  – dass man dem anderen symbolische Fotos im Zorn hinterher schickt?

Im Epheser Brief im vierten Kapitel können wir den guten Rat lesen: „… lasset die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“

Die Empfehlung des Epheserbriefes ist keine religiöse Forderung sondern eine einfache, vernünftige Anweisung.

Zorn darf man haben – selbst in der Bibel kennt man das. Es ist aber auch bekannt, wie viel Zorn zerstören kann. Und wie viel besser es wäre, wenn aller Streitigkeiten – spätestens bei Sonnenuntergang –  im Frieden enden würden.

Wahrscheinlich kennt jeder das ungute Gefühl, wenn man nach einem unversöhnten Streit auseinander geht.  Wie schlimm wäre es, zu wissen, wenn das letzte, was der Partner sah, das Bild einer schmutzige Tasse war?

Kleine Kinder folgen den Empfehlungen des Epheserbriefes eher als wir Erwachsene. Wenn der Sturm vorüber ist, sind sie wieder friedlich, freundlich und den Menschen zugetan. Doch wir sind oftmals nicht so schnell.

Wir könnten von den Kindern lernen. Oder solche „Zeichen“ wie im Epheserbrief vereinbaren: Spätestens beim Untergang der Sonne oder bei dem Zubettgehen sollte man sich wieder vertragen, meint