„Der Mond ist aufgegangen“, singt meine Frau auf der Terrasse. Sie singt allein. Aus dem Wohnviertel kommt keine Antwort, niemand singt mit. Die Evangelische Kirche rief und ruft dazu auf, täglich um 19 Uhr am offenen Fenster, auf dem Balkon oder im Garten „Der Mond ist aufgegangen“ zu singen.
Matthias Claudius, der selbst viel Krankheit und Tod und Leid in seiner Familie erlebt hat, schrieb 1779 diesen Text voller Zuversicht und Vertrauen. Vieles, was uns heute als Lappalie erscheint, war für Menschen unbesiegbar, lag also in Gottes Hand.
Viele Menschen fragen sich aber gerade wieder in der Corona-Krise „Warum?“ oder „Rächt sich die Natur an der Menschheit?“ Der Nürnberger Regionalbischof Stefan Ark Nitsche erteilt diesem Gedanken eine klare Absage.
Sicher ist eine einfache Erklärung für die Pandemie so nicht zu finden. Allerdings haben Virologen tatsächlich eine Verbindung unseres Raubbaus an der Natur zu solchen Viruserkrankungen herausgefunden. Zoonosen treten in unserer Zeit häufiger auf. Das sind Infektionskrankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. Sie gab es wohl schon immer. Aber sie breiteten sich nicht zwingend aus. Denn die Biotope, in denen sie ausbrachen, waren so groß – wie beispielsweise Regenwälder –, dass die Wege zu weit waren, die kranke Tiere zurücklegen mussten. Außerdem gab es einen großen Artenreichtum. Neue Viren konnten sich nur begrenzt in einer Art ausbreiten.
Nun sind die Arten und ihr Lebensraum stark begrenzt – durch das Handeln der Menschen. Kranke Tiere leben in direkter Nachbarschaft zu den Menschen. Insofern sollte man zwar nicht von der „Rache der Natur“ sprechen, aber die rasante Ausbreitung der Menschheit und die maßlose Ausbeutung der Natur wirkt sich sehr wohl aus. Vielleicht hilft uns die derzeitige Krise auch in dem Bereich zu einem Umdenken.
Wie recht hatte Claudius als er schrieb: „Wir stolzen Menschenkinder sind eitel arme Sünder und wissen gar nicht viel.“ Will Gott uns also strafen? Das fragen sich wieder viele Menschen zur Zeit. Da ist die Antwort klar: Nein! Gott ist ein begleitender, liebender Gott.
„Gott, lass dein Heil uns schauen, auf nichts Vergänglichs trauen, nicht Eitelkeit uns freun; lass uns einfältig werden und vor dir hier auf Erden wie Kinder fromm und fröhlich sein.“