„Licht der Welt“ an der Tauber

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Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm freut sich sichtlich über die schöne Landschaft im Dekanat Rothenburg. Foto: Bek-Baier

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm besuchte den Dekanatsbezirk Rothenburg

 

„Ich beglückwünsche Sie zu der schönen Landschaft, in der Sie wohnen dürfen“, rief ein sichtlich beglückter Bischof vor Gemeindegliedern im Dekanatsbezirk Rothenburg aus, den er im Rahmen einer zweitägigen Visitation besucht und auch ein Stück weit durchwandert hat. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hatte viele Termine im Dekanatsbezirk. Aber einer gefiel ihm besonders gut: Eine kurze Wanderung durchs Taubertal zusammen mit Pfarrerinnen, Pfarrern und Ehrenamtlichen. Schon hier kam er mit vielen Menschen ins Gespräch. Er besuchte die Detwanger Kirche und den Riemenschneideraltar. Danach nahm er in Tauberzell an einer Pfarrkonferenz teil. Hier bewunderte er auch die ehrenamtlich geschaffene Krippe.

Die Pfarrerinnen und Pfarrer berichteten ihm von der Arbeit in den ländlichen Gemeinden am äußeren westlichen Rand der Landeskirche. Viele Gemeinden wurden in der Vergangenheit zusammengelegt, so dass eine Pfarrei schon mal drei oder vier Kirchengemeinden umfassen kann. Der Bischof hörte auch hier gut zu. Er versteht, dass Verwaltungsaufgaben gerade vor diesem Hintergrund eine große Aufgabe oder gar Belastung für die Pfarrerschaft darstellt. Er hört sich die Vorschläge der Pfarrer an und bittet seine Assistentin, Kirchenrätin Kerstin Kipp, gleich mehrmals, Impulse aus der Pfarrerschaft zu notieren und ihn später daran zu erinnen. Beispielsweise könnte man für einen Verbund von Pfarrstellen eine Vollzeitsekretärin anschaffen, ist eine Anregung für Landpfarrämter.

Kirche am Land wichtig

Die Probleme mit strukturschwachen Gebieten sind ihm bekannt. „Die Kirche ist am Land ein wichtiger Player“, sagt er. Dorfladen, Wirtshaus und Post sind oft verschwunden, während „die Kirche die letzte verbleibende Institution ist, die eine tiefe Verwurzelung in den Strukturen der ländlichen Gemeinden hat“. Die Kirche könne daher Vermittler sein, um für das Land einzutreten, wenn es etwa darum ginge politische Entscheidungen für das Land herbeizuführen.

„Ich nehme viele Geschichten mit von diesem wunderbaren Dekanatsbesuch“, sagt der Bischof. Eine ist die von Zusammenarbeit von Kirche und Diakonie. „Im Elisenstift in Schillingsfürst habe ich erlebt, wie Kirche und Diakonie eins sind.“ Die Kinder vom evangelischen Kindergarten singen, die Konfirmanden aus der Gemeinde verbringen einen Tag im Stift. Man plant einen gemeinsamen Bau, der sowohl als Gemeindehaus als auch als Gebäude des Elisenstifts dienen kann. „Das sind wunderbare Beispiele, wie es gehen kann, wenn Kirche und Diakonie zusammenarbeiten“, sagt er.

Bei einer Begegnung mit dem Oberbürgermeister Rothenburgs und den Bürgermeistern der umgebenden Gemeinden wurde thematisiert, wie Kirche und Kommune gut zusammenarbeiten. Hier gibt es viele Schnittpunkte, etwa bei den Kindertagesstätten. Oder bei öffentlichen Gebäuden für die Bürgerinnen und Bürger, wie ein Bürger- und Gemeindehaus, könne man gemeinsame Wege gehen, so dass finanzielle Lasten und Nutzen sich die Balance halten.

Gespräch und klare Kante

Hier im Rathaus, aber auch schon vorher in der Pfarrkonferenz kam ein Problem der jüngsten Zeit zur Sprache, die Anfeindungen und die Aggression gegen Politiker aber auch Pfarrer. Bedford-Strohm plädierte dafür maximale Gesprächsbereitschaft zu zeigen, wenn Menschen sich über etwas empören und in Opposition zu Politik oder Kirche und deren Vertreter gehen. Er habe gerade in Sachen der Seenotrettung oder bei der Affäre mit den abgelegten Amtskreuzen die Erfahrung gemacht, dass Aufklärung und Darlegung der Sachlage oft den Konflikt entschärfen. Gespräche zu führen und die Beziehungen zu den Menschen zu pflegen, wäre dabei sehr hilfreich. „Aber es gibt Kreise, da nützen Argumente nichts, da muss man klare Kante in den christlichen Grundorientierungen zeigen.“ Gerade bei den Themen Rassismus oder dem Herabsetzen anderer Religionen brauche es solche Klarheit.

Der Abschluss des Bischofsbesuchs fand in Gebsattel statt, die Gemeinde mit der jüngsten Kirche im Dekanat. Mit einer Andacht und einem Platzkonzert der Posaunenchöre der Regionen Nord und Süd des Dekanates endete der Besuch des Bischofs mit „Muss i denn zum Städtele hinaus“.

„Dass die Menschen hier die Kirche gemeinsam gebaut haben, beeindruckt mich sehr“, so der Bischof. „Auch, dass die Heizung von Kirche und Gemeindehaus mittels einer Erdwärmepumpe funktioniert, die CO2-neutral ist und die Heizkosten von nur 700 Euro im ganzen Jahr verursacht, zeigt, dass ökologische Umorientierung auch Geld spart.“

Bei dem Besuch bei der Evangelischen Jugend und Sozialarbeit (EJSA) bekam der Landesbischof konkrete Geschichten zu Gehör, wie sie junge Menschen, zum Teil mit Migrationshintergrund, begleiten. Sie qualifizieren und bilden sie aus und schaffen es, dass selbst schwierige Fälle zu einem Abschluss kommen und arbeiten können. „Das zu fördern ist sehr weise und klug – nicht nur aus Gründen der Menschlichkeit“, so der Bischof. „Wenn die Menschen integriert sind und arbeiten können, können sie selbst auch etwas beitragen und verursachen keine Kosten.“

„Ich habe hier Menschen erlebt, die sich für die Partnerschaft mit Tansania engagieren und die gezeigt haben, welch große Bereicherung für uns als Kirche das ist.“ Symbolisch nannte er dafür die Orgel in der Rothenburger Friedhofskirche, die in Tansania gebaut wurde. „Da kann man die Frucht der Partnerschaft mit Tansania hören“, so der begeisterte Bischof. Das sei keine Partnerschaft auf der Kirchenleitungsebene, sondern eine Partnerschaft unter den Menschen. „Das finde ich als ein starkes Zeichen als Ausdruck der universalen Kirche Jesu Christi, in einer Zeit, in der so viel Spaltung und Nationalismus und Abgrenzung herrschen. Da können wir als Kirche Salz der Erde und Licht der Welt sein.“